Handelskonzern weist im ersten Quartal einen Fehlbetrag von 82 Millionen Euro aus. Metro-Chef Koch kündigt Stellenabbau in Düsseldorf an.
Düsseldrof. Olaf Koch , der neue Metro-Chef, bezahlt für seine Umsatzoffensive mit Verlusten. Ein schwacher Jahresauftakt hatte sich beim Handelskonzern bereits abgezeichnet, doch fiel der Fehlbetrag von 82 Millionen Euro im ersten Quartal größer aus als erwartet. Koch kämpft mit dem Erbe seines Vorgängers Eckhard Cordes , der dem Konzern einen rigiden Sparkurs verordnet hatte. Der neue Chef will nun die Umsätze ankurbeln – mit neuen Geschäften, mehr Service und Preissenkungen, vor allem bei den Elektronikketten Media Markt und Saturn. Doch das belastet den Ertrag.
Beim Personal setzt die Metro weiter den Rotstift an, diesmal in der Verwaltung. Am Konzernsitz Düsseldorf werde es sehr wahrscheinlich Entlassungen geben, kündigte Koch an. Hier arbeiten ingesamt 4000 Mitarbeiter in den von den Sparmaßnahmen betroffenen Bereichen. „Am Standort Düsseldorf müssen wir definitiv Personalabbau vollziehen. Wir werden soweit wie möglich die Fluktuation nutzen“, sagte Koch. Wieviele Stellen gestrichen werden, wollte Koch nicht sagen. Zunächst würden nun die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern aufgenommen.
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Koch rechnet damit, dass sich seine Maßnahmen bereits 2013 in einem steigenden Gewinn niederschlagen. Für 2012 bekräftigte er seine vorsichtige Prognose, die bei steigenden Umsätzen einen operativen Gewinn vor Sonderfaktoren auf Vorjahreshöhe von 2,37 Milliarden Euro vorsieht.
Die Erlösentwicklung im ersten Quartal zeige eine „erste, wenn auch noch moderate Wirkung“ der neuen Strategie, zeigte sich Koch in einer Telefonkonferenz zufrieden. Metro steigerte den Umsatz um 2,2 Prozent auf 15,6 Milliarden Euro. Sowohl die Großmärkte (Cash&Carry), die Real-Supermärkte, der Kaufhof und - neue Märkte eingerechnet – auch die Elektronikketten Media Markt und Saturn trugen zum Erlösanstieg bei. „Im Branchenvergleich liegen wir damit gut und angesichts des wirtschaftlichen Umfelds sind wir damit zufrieden“, bilanzierte Koch. Auch der April sei zufriedenstellend verlaufen. Metro habe in den ersten vier Monaten ein Umsatzplus von mehr als einem Prozent erreicht.
Mit seinem Erlösplus meisterte Metro die wirtschaftliche Lage besser als etwa Konkurrent Carrefour. Der größte europäische Einzelhändler leidet unter der Zurückhaltung der Konsumenten in den europäischen Krisenstaaten. Carrefours Umsatz sank im ersten Quartal um 2,1 Prozent.
Wegen der Expansionskosten – im ersten Quartal zählte die Metro zehn Standorte mehr als vor Jahresfrist – und gesenkter Preise warteten alle Sparten zugleich aber mit hohen operativen Verlusten auf. Bei Europas größter Elektrohandelskette Media-Saturn, bei der der Ergebniseinbruch besonders stark war, machte sich zusätzlich der Verzicht auf publikumswirksame Rabattaktionen bemerkbar, der am Heimatmarkt im Januar auf gleicher Fläche zu einem Umsatzminus von 3,7 Prozent führte. Auch schlugen Kosten für den Ausbau des Online-Handels zu Buche, in den die Metro große Hoffnungen setzt.
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Im Konzern summierte sich der operative Verlust auf neun Millionen Euro nach einem Gewinn von 142 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Das Ebit sei „deutlich rückläufig“, räumte Koch ein. „Doch das ist nur eine Momentaufnahme.“ Finanzvorstand Mark Frese warnte davor, daraus einen Trend abzuleiten. „Das erste Quartal hat den geringsten Einfluss auf die Geschäftsentwicklung.“ In der Vergangenheit habe es weniger als fünf Prozent zum Ebit des Geschäftsjahres beigetragen. Unter dem Strich und nach Anteilen Dritter blieb ein Verlust von 82 Millionen Euro – vor Jahresfrist war noch ein Minus von drei Millionen Euro angefallen.
Analysten hatten im Schnitt ein Ebit von 49,5 Millionen Euro und einen Verlust von 51,3 Millionen Euro erwartet. Anleger reagierten zunächst mit Verkäufen auf die verfehlte Prognose und schickten das im Dax notierte Papier zeitweise fast fünf Prozent ins Minus. Nach der Ankündigung des weiteren Stellenabbaus erholte sich die Aktie dann und lag am Mittag ein gutes Prozent im Plus.
Koch übernahm zum Jahreswechsel das Ruder bei der Metro, sein Vorgänger Eckhard Cordes hatte dem Konzern nach einem langen Machtkampf und Streitigkeiten unter den Anteilseignern den Rücken gekehrt. Koch verordnete der Metro einen Kulturwandel und legte den Verkauf der Töchter Kaufhof und Real vorerst auf Eis . Auch bei der Expansion in neue Länder will Koch nichts übers Knie brechen. So will er nun auf den noch von seinem Vorgänger Cordes geplanten Markteintritt der Cash&Carry-Märkte in Indonesien verzichten. Angesichts des schwierigen Marktumfelds sollen Investitionen insgesamt „stärker priorisiert“ werden. Das Budget für dieses Jahr strich Koch von zwei auf 1,8 Milliarden Euro zusammen. (Reuters/abendblatt.de)