Der Handelsriese könnte wegen starken Kursverfalls und niedrigen Streubesitzanteils aus dem Dax fliegen. Sprecher zieht HSV-Vergleich.

Düsseldorf. Der Handelsriese Metro steht möglicherweise vor einem Abstieg aus dem obersten deutschen Börsensegment Dax. Nach einer aktuellen Aufstellung der Deutschen Börse liegt der Düsseldorfer Konzern bei der Marktkapitalisierung unter den größten deutschen Aktiengesellschaften nur auf Platz 36. Bei der Entscheidung über die Zusammensetzung des Aktienindizes im September drohe Metro deshalb der Abstieg in den MDax, berichtete die "Wirtschaftswoche“. Das Unternehmen sei im September am ehesten von einem Ausscheiden bedroht, zitierte das Magazin Indexexperten.

Ein Metro-Sprecher zeigte sich unterdessen zuversichtlich: "Wir gehen davon aus, dass die Metro im Dax bleiben wird“, sagte er auf Anfrage. Dennoch: Es ist nicht auszuschließen, dass der Konzern unter dem neuen Vorstandschef Olaf Koch künftig im Börsengeschehen nur noch in der zweiten Liga spielen wird. Ein Rauswurf aus dem Dax würde darüber hinaus einen zusätzlichen Druck auf die Aktie auslösen. Das Papier, das derzeit bei rund 22 Euro notiert, hat sich ohnehin schon seit Anfang 2011 zum Ärger der Aktionäre im Wert um die Hälfte verringert.

Ein Sprecher der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz in Düsseldorf verglich ein mögliches Ausscheiden der Metro aus dem Dax mit einem Abstieg des Hamburger SV aus der Bundesliga. "Das Unternehmen versteht sich zur ersten Liga gehörend“, betonte er. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen mit weltweit 280.000 Beschäftigten einen Umsatz von gut 66 Milliarden Euro und einen Überschuss von 740 Millionen Euro. Hinter der französischen Carrefour und der britischen Tesco ist Metro die Nummer drei in Europa.

Entscheidend für den Arbeitskreis Aktienindizes und der Deutschen Börse bei der Beantwortung der Frage, Top 30 oder runter ins zweite Glied, sind das Handelsvolumen und die Marktkapitalisierung einer Gesellschaft. Vor allem letztere könnte für Metro zum Problem werden. Denn die Großaktionäre Haniel, Schmidt-Ruthenbeck und Otto Beisheim halten zusammen rund 60 Prozent am Grundkapital.

Für die Marktkapitalisierung sind aber nur die Streubesitzanteile, der sogenannte Free Float maßgeblich. Beim Feinchemiekonzern Lanxess beispielsweise, der seit längerem als potenzieller Aufsteiger gehandelt wird, liegt er bei 100 Prozent.

In den kommenden Monaten muss Konzernchef Koch vor allem den Kurs der Aktie beflügeln. Ein Hoffnungsschimmer für die Düsseldorfer im Abstiegskampf sei eine weitere Aufstockung der Anteile des Autobauers Volkswagen an MAN, schrieb die "Wirtschaftswoche“ weiter. Sinkt der Streubesitzanteil bei MAN drastisch weiter ab, könnte Continental als erster Aspirant für den Dax anstelle von Metro den Nutzfahrzeugbauer aus dem Dax verdrängen.

Doch auch ein solches Szenarium brächte nur eine Verschnaufpause, wenn die Metro-Aktie nicht deutlich an Wert gewinnt. Denn neben Continental und Lanxess könnte mit dem Börsengang des Essener Chemieriesen Evonik ein weiterer Kandidat in den Dax drängen.

Mit Material von dpa