ALC bestellt 75 Boeing-Flieger 737-MAX für sieben Milliarden Dollar. Konkurrent Airbus setzt auf A350-Order der Airline Cathay Pacific.

Farnborough. Der Flugzeugbauer Boeing hat auf der Luftfahrtschau in Farnborough einen Großauftrag über mehr als 7 Milliarden Dollar (5,9 Mrd Euro) für seinen modernisierten Mittelstreckenflieger 737-MAX bekanntgegeben. Der US-Flugzeugfinanzierer Air Lease Corporation (ALC) bestellte 75 Flugzeuge und sicherte sich Optionen für weitere 25 Exemplare, wie ALC-Chef Steven Udvar-Hazy und Boeing-Verkehrsflugzeugchef Ray Conner am Montag auf der Luftfahrtmesse (bis 15. Juli) mitteilten.

Laut Preisliste haben die fest bestellten Maschinen einen Gesamtwert von 7,2 Milliarden US-Dollar (5,9 Mrd Euro). Allerdings sind bei Flugzeugen Nachlässe im zweistelligen Prozentbereich üblich.

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Die 737-MAX ist der Nachfolger des Boeing-Klassenschlagers 737-NG. Der Jet soll vor allem durch neue Triebwerke und eine bessere Aerodynamik 13 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen. Mit der Neuauflage reagierte Boeing auf den Erfolg des Konkurrenzmodells Airbus A320neo.

ALC-Chef Udvar-Hazy hatte anfangs am Boeing-Konzept gezweifelt, zeigte sich nun aber begeistert: „Heute kaufen wir ein ganz anderes Flugzeug als das, was wir zu Beginn des Jahres gesehen haben.“ Boeing und der Triebwerkshersteller CFM, ein Gemeinschaftsunternehmen von GE und der Safran-Tochter Snecma, hätten in den vergangenen Monaten hart an dem Flieger gearbeitet.

Bereits am Freitag hatte die Fluggesellschaft Virgin Australia 23 Exemplare der 737-MAX bestellt. Damit hat Boeing jetzt Aufträge für insgesamt 549 Exemplare des Fliegers in den Büchern.

Unterdessen hofft der europäische Boeing-Konkurrent Airbus auf neue A350-Order von Cathay Pacific. Der Deal soll auf der Luftfahrtmesse vorgestellt werden. Cathay Pacific hätte bereits 36 Stück des Basismodells A350-900 geordert und könnte nun zusätzlich die größere Version A350-1000 bestellen oder die alten Orders umwandeln, sagten die Personen. Airbus und Cathay Pacific wollten sich dazu nicht äußern.

Der Abschluss wäre für die EADS-Tochter Airbus ein wichtiger Punktsieg im Kampf gegen den Erzrivalen Boeing. Mit dem A350 will der Konzern den Amerikanern auch Anteile im lukrativen Segment der Maschinen mit bis zu 400 Sitzen abnehmen. Boeing beherrscht diesen Markt mit seinem Bestseller 777. Die Maschine ist bei vielen Fluggesellschaften das Arbeitspferd und wird vor allem auf Langstrecken eingesetzt. Da das im Luftfahrtjargon „Triple-Seven“ genannte Flugzeug nur zwei Turbinen hat, ist der Kerosinverbrauch niedriger als beim Jumbojet 747 oder dem A380, die vier Triebwerke aufweisen. Für Airlines ist eine niedrigere Tankrechnung ein wichtiger Anreiz für den Kauf neuer Jets - Kerosin ist ihr größter Ausgabenposten. Das wissen die Hersteller und trimmen das Gewicht ihrer Flugzeuge immer weiter. Neuester Streich der Amerikaner ist die 787, die dank vieler Kunststoffteile leichter und sparsamer sein soll als die Vorgänger.

Die Antwort der Europäer auf die 787 ist der A350, der ebenfalls einer strengen Diät unterzogen wurde. Derzeit baut Airbus das Testmodell, der Marktstart soll 2014 erfolgen. Ingesamt sind bisher 548 Exemplare bestellt – davon die allermeisten für den A350-900. Die größere Version ist bislang ein Ladenhüter. Airbus begründet die Zurückhaltung seiner Kunden damit, dass der A350-1000 erst Ende des Jahrzehnts verfügbar wäre. Das Konkurrenzmodell verkauft sich hingegen prächtig: 2011 verkaufte Boeing so viele 777-Jets wie noch nie. Und neues Ungemach droht Airbus bereits: Die Amerikaner spielen derzeit Pläne für eine runderneuerte Version ihres Bestsellers durch. (dpa/Reuters/abendblatt.de)