Passend zum EU-Gipfel in Brüssel will die EBA ihren Banken-Stresstest veröffentlichen. Doch was prüft der Test und was bringt er?

Die europäische Bankenaufsicht EBA spannt alle Beteiligten auf die Folter – mal wieder. Mit einem „Blitz-Stresstest“ sollte die Londoner Behörde auf Geheiß der Staats- und Regierungschefs die Krisentauglichkeit der europäischen Banken prüfen. Doch die Veröffentlichung der Ergebnisse verzögert sich seit Wochen, Banken werfen der EBA vor, ständig willkürlich die Anforderungen zu ändern.

Von „Chaos“ ist unter nationalen Aufsehern die Rede, der Chef der noch jungen Londoner Behörde, der Italiener Andrea Enria, wird in Medien als „Fehlbesetzung“ verspottet. Was wird in dem aktuellen Test überprüft?

+++ Hintergrund: Was ist eine Kernkapitalquote? +++

+++ Gutes Ergebnis sichert Zukunft der Banken Europas +++

Den Blitz-Stresstest hatte die europäische Politik beim Krisengipfel Ende Oktober vereinbart. Die EBA soll ermitteln, wie viel Geld die Banken brauchen, um auch bei diversen Krisenszenarien auf eine harte Kernkapitalquote von neun Prozent zu kommen. Diese Quote solle die Institute bis Ende Juni 2012 erreichen und dabei die von ihnen gehaltenen Staatsanleihen zu aktuellen Marktpreisen bewerten. Wegen der Euro-Schuldenkrise schwanken die Kurse für Staatsanleihen kräftig. Kernkapital gilt als Puffer für Krisenzeiten.

Was soll so ein Test bringen?

Vor allem soll das Vertrauen von Investoren in die Finanzindustrie zurückgewonnen werden. Viele Banken kommen derzeit kaum oder nur sehr teuer an frisches Geld, weil sich Investoren wegen der Krise zurückhalten. Das Kalkül der Politik: Die Offenlegung von Risiken gepaart mit der Verpflichtung für die Institute, Kapitallücken rasch zu schließen, wird die Märkte beruhigen. Europas Staats- und Regierungschefs hatten im Oktober beschlossen, dass sich die Geldhäuser bis nächstes Jahr rund 100 Milliarden Euro besorgen müssen. Damit sollen sie sich gegen befürchtete Ausfälle von Anleihen wappnen, falls Staaten geliehenes Geld nicht zurückzahlen.

Was ist bislang durchgesickert?

Fünf deutsche Banken müssen mit einer Kapitallücke von insgesamt rund zehn Milliarden Euro rechnen. Vor allem die bereits teilverstaatlichte Commerzbank dürfte es hart treffen, sie muss sich Finanzkreisen zufolge auf einen zusätzlichen Kapitalbedarf von fünf Milliarden Euro einstellen. Bislang war der Konzern von 2,9 Milliarden Euro ausgegangen. Bei der Deutschen Bank fehlen nach Informationen aus Finanzkreisen drei Milliarden Euro, wobei der deutsche Branchenprimus schon angekündigt hatte, Gewinne in etwa dieser Größenordnung einbehalten zu wollen. Der genossenschaftlichen DZ Bank fehlen 350 Millionen Euro. Kapitallücken tun sich zudem bei den Landesbanken LBBW und Nord/LB auf.

Was heißt das für die Banken?

Sie müssen das Geld irgendwie auftreiben: Gewinne erwirtschaften, Risiken abbauen, möglicherweise Geschäftsbereiche verkaufen. Probleme erwarten Analysten vor allem bei der Commerzbank. Den erneuten Gang zum Staat will die deutsche Nummer zwei mit allen Mitteln vermeiden. „Ich gehe da nicht nochmal hin“, so die Antwort von Konzernchef Martin Blessing auf die Frage, ob sein Institut erneut Staatshilfen brauche. Erst in diesem Frühjahr hatte die Commerzbank mit Hilfe einer gigantischen Kapitalerhöhung und einem kräftigen Aufschlag aus eigenen Mitteln rund 14,3 Milliarden Euro der noch 16,2 Milliarden Euro schweren Stillen Einlage des Bankenrettungsfonds Soffin zurückgezahlt. Größter Klotz am Bein der Commerzbank ist aktuell die Immobilientochter Eurohypo.

Was brachten bisherige Stresstests?

Beim europaweiten Banken-Stresstest 2010 waren nur Institute durchgefallen, von denen es zu erwarten war: Fünf spanische Sparkassen, eine griechische Bank und der mit Steuermilliarden gerettete Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE). Wasser auf die Mühlen der Kritiker: Kurz nach dem Test mussten irische Banken mit Milliarden gerettet werden, die im Stresstest noch unauffällig waren. Bei der nächsten großen Auflage im Sommer 2011 stellte EBA ausgerechnet die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) an den Pranger – eine der wenigen Landesbanken, die ohne Hilfe durch die Krise gekommen war. Glänzend schnitt hingegen die belgisch-französische Dexia-Bank ab – sie wurde kurz darauf zerschlagen. Nach Ansicht von Experten haben es die USA 2009 mit ihrem ersten großen Banken-Stresstest besser gemacht: Die US-Regierung nahm damals die 19 größten Geldinstitute unter die Lupe, 10 mussten danach auf Anordnung von Finanzministerium und Notenbank ihre Kapitaldecke stärken. (dpa/abendblatt.de)