Die europäische Bankenaufsicht EBA fordert in ihrem aktuellen Stresstest ein hartes Kernkapital von neun Prozent bei Banken. Doch was ist das genau?

Brüssel/Frankfurt. Für Europas Banken dreht sich alles um einen finanztechnischen Begriff, die Kernkapitalquote (englisch: „Tier“). Für den aktuellen Blitz-Stresstest forderte die europäische Bankenaufsicht EBA mindestens neun Prozent hartes Kernkapital von Europas Banken: Bis Ende Juni 2012 müssen die Institute diesen Wert erreichen. In dem Test ermittelten die Aufseher, wie groß die Kapitallücke der Geldhäuser bei einer Bewertung der von ihnen gehaltenen Staatsanleihen zu Marktpreisen ist. Ende Oktober hatte die EBA den Bedarf an frischem Kapital auf gut 106 Milliarden Euro beziffert.

Die Kennzahl wird berechnet, indem man das Kernkapital (damit ist das unmittelbar haftende Eigenkapital gemeint) durch die Summe der Risikoposten (etwa Kredite und Wertpapiere) teilt. Die Kernkapitalquote sagt also aus, inwieweit die Risikopositionen durch eigene Mittel gedeckt sind, sprich wie dick der Risikopuffer der Bank ist. Die Kernkapitalquote gilt darum als wichtige Zahl, um Stabilität und Stärke einer Bank zu beurteilen. Wer mehr Kernkapital hat, kann Verluste besser abfedern.

Beim letzten großen Stresstest im Sommer 2011 hatten die EU-Aufseher als Untergrenze fünf Prozent hartes Kernkapital von Europas Banken gefordert. Dabei hatte die EU-Bankenaufsicht EBA strengere Maßstäbe angelegt als beim Test 2010: Es wurden bereits die engeren Eigenkapitalregeln nach den neuen Bankenregeln („Basel III“) berücksichtigt, obwohl diese erst von 2013 an gelten.

Die Aufseher gingen in dem damaligen Test – wie im jetzigen Blitz-Stresstest – von einer harten Kernkapitalquote aus („Core Tier 1“). Diese umfasst gezeichnetes Kapital und Rücklagen, nicht aber die bei deutschen Landesbanken üblichen Stillen Einlagen und auch kein sogenanntes hybrides Kapital (Zwischenformen von Schulden und Eigenkapital). (dpa/abendblatt.de)