Die Ratingagentur zweifelt an der Bonität der mit rund 1,7 Billionen Euro verschuldeten “Grande Nation“. Kommen Euro-Bonds?

Frankfurt/Main. Die Wirtschaftskrise rückt bedrohlich nah an das Zentrum Europas heran. Erneut muss jetzt auch Frankreich um seine Top-Bonität zittern. Grund: Die Ratingagentur Moody's prüft die Keditwürdigkeit der "Grande Nation", deren Banken unter anderem auch stark in Griechenland-Anleihen involviert sind. Allerdings: Eine sofortige Abwertung droht Frankreuch nicht. Der Frankfurter Moody's-Analyst Alexander Kockerbeck, der bei dem Rating-Konzern für Frankreich zuständig ist, hatte in einer Einschätzung lediglich die "gelbe Karte" gezückt. Er sagte, dass Moody's Sorgen habe, ob Frankreich langfristig die Bestnote AAA behalten könne. Sollten sich aber Finanzierungskosten für Frankreich dauerhaft erhöhen, würde sich damit auch die Situation des Landes angesichts der schwierigeren Wirtschaftslage verschlechtern, warnte er in seinem Kreditbericht.

Die Märkte nahmen es gelassen. Im Gegensatz zu früheren Botschaften bezüglich Androhungen von möglichen Herunterstufungen, blieben die Händler ruhig - Sie hatten mit Schlimmerem gerechnet. Allerding hatte die Nachricht einen starken Einfluss auf die US-Börsen. Die Amerikaner, die derzeit unter ihrer eigenen Schuldenlast leiden, blicken angesichts der schlechten Nachrichten aus Übersee pessimistisch auf die Wirtschaftslage.Alle wichtigen Indizes an den US-Börsen haben am Montag deutlich nachgegeben.

Kein weiterer Anstieg der Renditen

Frankreich, das nach den Maastricht-Kriterien auf rund 1,7 Billionen Euro Schulden sitzt, muss schon seit Wochen heftige Zinsaufschläge bezahlen. Nach einer Computerpanne der zweiten großen Ratingagentur Standard&Poors vor einigen Wochen, die Frankreich aus Versehen herabgestuft hatte, waren die Renditen um einen ganzen Prozentpunkt gestiegen - seitdem jedoch nicht mehr gefallen. Inzwischen untersuchen Aufsichtsbehörden in Tokio, London, Paris und Washington den Vorfall, der Paris viele Millionen Euro kostete.

Die von Moody's nun geäußerten Zweifel führten jedoch nicht zu einem weiteren Anstieg der Renditen. An den Märkten wurde die Kreditwürdigkeit der "Grande Nation" schon seit Monaten als gefährdet angesehen. Paris kämpft derzeit mit weiteren wirtschaftlichen und haushaltspolitischen Schwierigkeiten. Hinzu kommt das hohe Engagement französischer Banken in südeuropäischen Krisenstaaten. Paris zahlt rund 3,5 Prozent für zehnjährige Schuldtitel, an denen sich die Händler gern orientieren. Das sind rund 1,6 Prozentpunkte mehr als Deutschland, das von der Krise und seinem Ruf als guter Schuldner von durch niedrigen Zinsen profitiert.

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Beobachter nennen das als Grund für die immer lauter werdenden Rufe nach Euro-Bonds. Hintergrund: Würde Deutschland in die Haftung für alle Euro-Länder einsteigen, fielen auch die Finanzierungskosten der 16 Euro-Partner auf ein erträglicheres Niveau. Für Deutschland würde es jedoch viel teurer. Die Bundesregierung weist deshalb solche Forderungen mit Verweis auf die Milliardenkosten zurück.

Deutschland weiter gegen Euro-Bonds

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schickte am Montag ihren Sprecher Steffen Seibert ins Feld, um einem erneuten Anlauf der Europäischen Kommission endlich Euro-Bonds einzuführen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Bundesregierung sehe die Gefahr, dass gemeinsame Anleihen aller 17 Euro-Länder von den nötigen Sparmaßnahmen und Reformen ablenken könnten, sagte Seibert. Auch Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) bekräftigte das. "Wir lehnen Euro-Bonds ab, sagte Kauder, daran habe sich nichts geändert. Die FDP sehe in Euro-Bonds ebenfalls negativ, sagte FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle. Sie sind “ein falscher Ansatz", dem man nicht weiter nachgehen sollte, sagte er.

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Die Zerstrittenheit der Euro-Partner in dieser Frage dürfte für weiteren Zündstoff sorgen, glauben Beobachter. Die kommt jedoch zur Unzeit, sagte die Deutsche Bundesbank in ihrem am Montag vorgelegten Monatsbericht. “Die jüngste Zuspitzung der Krise verdeutlicht, dass eine Richtungsentscheidung über den zukünftigen Rahmen der Währungsunion nicht aufgeschoben werden kann, soll eine weitere Eskalation vermieden werden."