Früherer BayernLB-Vorstand soll von Ecclestone 44 Millionen Dollar Schmiergeld kassiert haben

München. Zum Auftakt eines der spektakulärsten deutschen Schmiergeldprozesse hat die Anklage dem ehemaligen Bayerischen-Landesbank-Vorstand Gerhard Gribkowsky am Montag Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vorgeworfen. Gribkowsky habe dem Formel-1-Chef Bernie Ecclestone zum Schaden der Bank 66 Millionen Dollar überwiesen und anschließend 44 Millionen davon in die eigene Tasche gesteckt. Die Verteidiger des 53-Jährigen warfen der Justiz eine „Hetzjagd“ auf einen Unschuldigen vor.

Trotz bald zehn Monaten Untersuchungshaft zeigte sich Gribkowsky vor dem Landgericht München bestens gelaunt, er lachte in die Kameras und scherzte mit seinen Anwälten. Staatsanwalt Martin Bauer sagte, als Risikomanager der BayernLB habe Gribkowsky 2005 die Formel-1-Anteile, die der Bank nach der Kirch-Pleite zugefallen waren, praktisch im Alleingang an den britischen Finanzinvestor CVC verkauft. CVC sei Ecclestones Wunschkandidat gewesen. Außerdem habe Gribkowsky dafür gesorgt, dass Ecclestone und dessen Familienstiftung Bambino von der BayernLB 66 Millionen Dollar als Provision und für Auslagen bekommen.

Anschließend habe ihm Ecclestone über Briefkastenfirmen in der Karibik und auf Mauritius 44 Millionen Dollar überweisen lassen. Weil der Banker das Bestechungsgeld auf dem Konto seiner „Privatstiftung Sonnenschein“ dem deutschen Fiskus verschwieg, habe er 14 Millionen Euro Steuern hinterzogen, sagte der Staatsanwalt.

Die Verteidigung warf der Staatsanwaltschaft einseitige und tendenziöse Ermittlungen vor. In Wirklichkeit habe Gribkowsky durch geschicktes Verhandeln die Landesbank „vor dem Verlust von mehreren hundert Millionen Euro Steuergeldern bewahrt“. Denn weil die Autokonzerne damals einen eigenen Rennzirkus in Konkurrenz zur Formel 1 planten, hätte der BayernLB ein Totalverlust gedroht.

Sogar die Richter der Wirtschaftsstrafkammer, die Gribkowskys Haftbefehl verlängert und die Anklage zugelassen hatten, wurden von den Verteidigern der Parteilichkeit verdächtigt: Der Freistaat sei Eigentümer der BayernLB und Dienstherr der Richter, sie „stehen damit im Lager der bayerischen Landesbank“, sagte Anwalt Dirk Petri. Die Kammer lehnte aber den Antrag ab, sich selbst für befangen zu erklären.

Im Prozess sollen bis Ende Januar rund 40 Zeugen gehört werden, darunter ab 9. November Ecclestone, gegen den ebenfalls ermittelt wird. Bei einer Verurteilung droht Gribkowsky eine langjährige Haftstrafe. Er ist auch noch der Untreue beim Kauf der Hypo Group Alpe Adria angeklagt, und die BayernLB hat ihn auf Schadenersatz verklagt.