Der frühere BayernLB-Manager soll rund 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld von Formel 1-Chef Bernie Ecclestone kassiert haben.
München. Aus Sicht seines früheren Arbeitgebers hat der unter Korruptionsverdacht stehende BayernLB -Vorstand Gerhard Gribkowsky den umstrittenen Verkauf der Formel-1-Rechte im Jahr 2006 erfolgreich über die Bühne gebracht. „Mit dem Abschluss waren wir mehr als zufrieden“, sagte sein damaliger Vorstandskollege Dieter Burgmer am Freitag am Landgericht München aus. Gribkosky hätte einen Preis erzielt, der deutlich über den anfänglichen Erwartungen gelegen hätte. Ausserdem habe er mit dem Deal Deutschlands zweitgrößter Landesbank die Kosten für einen Kredit in Höhe von knapp einer Milliarde Euro wieder reingeholt. Der Kredit galt als Sicherheit für die Formel-1-Beteiligung, die nach der Pleite des Medienzars Leo Kirch als Sicherheit zugefallen war. „Das war das beste Angebot.“
In der Formel-1-Affäre muss sich der frühere BayernLB-Manager Gerhard Gribkowsky seit Montag wegen Bestechlichkeit und Untreue vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, in seiner Amtszeit als Vorstand bei der Bank rund 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld von Formel 1-Chef Bernie Ecclestone kassiert zu haben. Der BayernLB soll dadurch laut Anklage ein Schaden von knapp 66,5 Millionen Dollar entstanden sein, weil sie ohne den Deal zwischen Gribkowsky und Ecclestone mehr Geld an dem Verkauf verdient hätte. Gegen Ecclestone laufen die Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft noch. Ob auch gegen ihn Anklage erhoben wird, ist nach Angaben einer Sprecherin noch offen. Am 9. und 10. November ist er als Zeuge geladen.
Der früher hoch bezahlte Manager Gribkowsky sitzt wegen der Affäre seit Anfang des Jahres in Untersuchungshaft in München. Seitdem hat er sich laut Staatsanwaltschaft nicht zu den Vorwürfen geäußert. Zum Beginn der Verhandlung zeichnete sich deshalb ein Mammutprozess mit mehr als 40 Zeugen ab: Bis ins nächste Jahr hinein sind mehr als 20 Verhandlungstage vorgesehen. „Wir gehen davon aus, dass der Sachverhalt dem Angeklagten nachgewiesen werden kann“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft vor dem Prozessbeginn. Die Anwälte des Managers hingegen streben einen Freispruch an. „Alle Vorwürfe werden in sich zusammenfallen“, sagte Rechtsanwalt Rainer Brüssow.
+++ BayernLB sichert sich Zugriff auf Gribkowskys Vermögen +++
+++ Ecclestone gibt Zahlungen zu +++
Bei dem Deal soll Gribkowsky rund 44 Millionen Dollar von Ecclestone kassiert haben – davon mehr als 22 Millionen Dollar von Ecclestone selbst sowie nochmals gut 21 Millionen Dollar aus der Familienholding Bambino, welche der früheren Frau und den Töchtern des Briten gehört. Mit Hilfe von Briefkastenfirmen auf Mauritius und den britischen Jungferninseln sollen die Bestechungszahlungen verschleiert worden sein. Gribkowsky soll als Gegenleistung den Verkauf ganz im Sinne Ecclestones erledigt haben.
Im Vorstand der BayernLB war Gerhard Gribkowsky der Mann fürs Risiko. Der Manager war dafür verantwortlich, finanzielle Gefahren durch Kreditausfälle möglichst klein zu halten. Derartige Ausfälle kommen bei Großbanken immer wieder vor. Selten aber sind sie groß wie nach der Pleite der Mediengruppe Kirch, dessen größter Kreditgeber die BayernLB war. Gribkowsky hatte die Aufgabe, die Sicherheiten, die der BayernLB von Kirch blieben, zu Geld zu machen. Das waren in erster Linie die Anteile an der Formel 1, die er möglichst gut verkaufen sollte. Mit seiner selbstsicheren und zupackenden Art schien der gebürtige Hamburger für diesen schwierigen Job der richtige Mann zu sein. Weil er dabei aber Bestechungsgeld von Formel 1-Chef Bernie Ecclestone erhalten haben soll, steht er seit Montag in München vor Gericht.
Gelernt hat Gribkowsky sein Handwerk bei der Deutschen Bank. Nach einem Jurastudium in Freiburg und Promotion zum Dr. jur. begann er seine Karriere im Jahr 1988 mit einem Trainee-Programm bei der Deutschen Bank und arbeitete sich dort rasch nach oben. Nach der Wende baute er die Deutsche Bank in den neuen Bundesländern auf, wechselte dann in die Kreditabteilung der Zentrale und stieg im Jahr 1998 in die Geschäftsleitung für die Region Süd auf. Dort wurde auch die BayernLB auf ihn aufmerksam und holte ihn Anfang 2003 in ihren Vorstand. Für seine Arbeit erhielt der heute 53-Jährige mehr als eine halbe Million Euro Jahresgehalt und genoss die Annehmlichkeiten eines Bankvorstandes – bis sich die Bank nach Milliardenverlusten im Jahr 2008 von ihm trennte. Die BayernLB und ihre Eigentümer sahen in dem Manager einen der Verantwortlichen für die milliardenschweren Verluste mit US-Immobilienpapieren und setzten den groß gewachsenen Manager vor die Tür. Anfang 2011 standen Polizei und Staatsanwaltschaft vor seiner Villa im Münchner Nobelvorort Grünwald und nahmen ihn fest. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.
Der gebürtige Hamburger Gribkowsky hatte seine Karriere nach einem Jura-Studium und Promotion bei der Deutschen Bank begonnen und war im Jahr 2003 in den Vorstand der BayernLB eingezogen. Im Jahr 2008 trennte sich die Bank nach Milliardenverlusten von dem Manager. Sie fordert von ihm – neben dem Schadenersatz für den Formel 1-Verkauf - auch noch eine Entschädigung in Millionenhöhe wegen des Milliardenfehlkaufs der österreichischen Bank Hypo Alpe Adria. Sollte Gribkowsky in dem Strafprozess verurteilt werden, hätte die Bank gute Chancen, ihre Ansprüche in einem Zivilprozess durchzusetzen. Um sicher zu gehen, dass Gribkowsky sein Vermögen bis zum Abschluss des Prozesses nicht versteckt oder verbraucht, hat die BayernLB dieses einfrieren lassen. (abendblattde/dpa/dapd)