Weil die Bürger den Banken misstrauen, geben sie ihr Geld lieber aus. Der Konsumklimaindex verbessert sich um 0,1 Prozent auf 5,3 Punkte.

Nürnberg. Deutschland ist in bester Kauflaune. Weder die anhaltenden Diskussionen um eine Lösung der Schuldenkrise, noch die möglichen Einbrüche in der Konjunktur können die Verbraucherstimmung im Moment trüben. Im Gegenteil: Gerade weil die Bürger den Banken misstrauen, geben sie ihr Geld lieber aus. Der vom Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK für November berechnete Konsumklimaindex verbesserte sich um 0,1 Prozentpunkte auf 5,3 Punkte. Damit festigt sich die Rolle des Konsums als wichtigste Stütze der deutschen Wirtschaft. Mit Blick auf ihre persönliche Lage seien die Bürger jedoch derzeit durchaus positiv gestimmt.Aber: Experten warnen noch immer vor schlechter werdenden Konjunkturaussichten und einem möglichen Umkippen der Verbraucherstimmung.

+++ Ökonomen senken ihre Wachstumprognose +++

Tatsächlich, die Entwicklung ist überraschend: Die Konjunkturerwartungen der Verbraucher sind im Oktober deutlich zurückgingen. Schon im September rutschte der Zähler um 9 Punkte. Im Oktober verlor der Indikator noch einmal 11 Punkte und rutschte auf minus 6,2 Zähler. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt vor über zwei Jahren im August 2009 gemessen. Der Gegensatz zwischen stabilem Konsum und negativen Erwartungen ist damit zu erklären, dass die Deutschen die Schuldenkrise nicht unmittelbar zu spüren bekommen. Der GfK zufolge sorgen die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt sowie spürbare Gehaltszuwächse für weiter steigende Einkommenserwartungen. Der Indikator legte um 1,4 Punkte zu auf 36,5 Zähler und bewegt sich damit auf Vorjahresniveau.

Zu begründen ist die steigende Konsumneigung den GfK-Experten zufolge auch mit dem wachsenden Misstrauen der Bürger in die Finanzmärkte. Die Deutschen seien momentan weniger geneigt, Geld auf die hohe Kante zu legen. Bei der Verwendung ihrer finanziellen Mittel tendierten sie eher dazu, das Geld in werthaltige Anschaffungen wie Immobilien oder längerlebige Gebrauchsgüter zu investieren, als es auf dem Finanzmarkt gegen niedrige Zinsen anzulegen. Der Indikator für die sogenannte Anschaffungsneigung konnte damit im Oktober wieder leicht zulegen. Nach einem Plus von 1,5 Punkten wies der Indikator nun 31,2 Zähler auf. Das sind knapp 9 Punkte mehr als im Vorjahr.

Entsprechend stieg die Bereitschaft der Verbraucher, auch größere Summen auszugeben. Befeuert wurde dies noch durch das Misstrauen gegenüber den Banken sowie die niedrigen Zinsen für Spareinlagen. Die Alternative – das Sparen, scheint derzeit nicht sonderlich attraktiv zu sein. Das liegt nicht zuletzt an den Turbulenzen an den Finanzmärkten. „Im Zweifelsfalle tendieren die Verbraucher im Moment eher noch dazu, werthaltige Anschaffungen zu tätigen.“, erläutert GfK-Experte Rolf Bürkl.

„Aufgrund der nach wie vor sehr guten Rahmenbedingungen in Deutschland – der Arbeitsmarkt, die niedrige Arbeitslosigkeit und auch die Einkommensentwicklung – zeigen sich vor allem die Einkommenserwartung und die Anschaffungsneigung überaus stabil und können sogar leicht zulegen“, erklärt Bürkl die Ergebnisse der aktuellen Konsumklima-Erhebung. „Auf der anderen Seite zeigt sich jedoch auch eine zunehmende Verunsicherung, vor allem aufgrund der Schuldenkrise und der Gipfel-Aktivitäten, die bislang noch nicht zu einem Ergebnis geführt haben.“

Das Problem: Das Vertrauen der Bürger in Politik und Wirtschaft schwindet. So hätten viele Menschen derzeit den Eindruck, dass die Entscheidungsträger nicht in der Lage seien, „das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und wirklich nachhaltig einen Plan oder Maßnahmenkatalog auf den Weg zu bringen, um diese Schuldenkrise zu bändigen und vor allem eine Ansteckungsgefahr für andere Länder zu verhindern“, sagte Bürkl. Noch schlägt sich das nicht im Konsumklima wieder. Aber spätestens, wenn der Konjunkturabschwung auf den Arbeitsmarkt durchschlagen werde, werden die Auswirkungen deutlich spürbar.

Nach Ansicht von GfK-Chef Klaus Wübbenhorst müssen die Verantwortlichen nun so schnell wie möglich einen klaren Fahr- und Maßnahmenplan erstellen. „Zeit ist genug verstrichen, jetzt müssen überzeugende und nachhaltige Lösungen her, um die Krise einzudämmen und weiteren Schaden von Wirtschaft und Verbrauchern abzuwenden“, forderte Wübbenhorst. Die Euro-Schulden-Krise sei nämlich vor allem eine Vertrauenskris

(abendblatt.de/dapd)

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