Grund dafür sind neben der hohen Inflation auch die Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise, die sich auf Chinas Exporte auswirken.

Peking. China wächst so langsam wie seit zwei Jahren nicht mehr. Dennoch gibt sich das Land zufrieden. Immerhin: Die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal des Jahres lag noch bei 9,1 Prozent. Ein Sprecher des Statistikamtes in Peking bekräftigte das Bild von einem „allgemeinen guten“ Wachstum, das auf der Linie der Wirtschaftspolitik der Regierung liegt. Gründe für das gebremste Wachstum: Die nachlassende Nachfrage aus dem Ausland setzte dem Exportweltmeister ebenso zu wie höhere Zinsen. China bekommt die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zu spüren. Die Konjunktur kühlte sich damit bereits das dritte Quartal in Folge ab. Eine schwächeres Wachstum hatte es zuletzt im Frühjahr 2009 mit 8,1 Prozent gegeben, als die weltweite Finanzkrise auf das Boomland durchschlug. Im Frühjahr waren es noch 9,5 Prozent.

Die Regierung versuchte Sorgen vor einem Abschwung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zu zerstreuen. „Auch wenn sich das Wachstum etwas verlangsamt hat, so ist es doch stabil“, sagte der Sprecher der Statistikbehörde, Sheng Laiyun. „Es ist wahrscheinlich, dass China auch in der nächsten Zeit sein recht schnelles Wirtschaftswachstum bewahren kann.“ Experten schließen eine harte Landung dagegen nicht aus. Zu stark belasten die Probleme in Europa auch die Bilanzen in China. Im September legten die Ausfuhren nur noch halb so stark zu wie im August. „Die Gefahr einer deutlichen Abkühlung besteht weiterhin“, sagte der Chefvolkswirt von Peking First Advisory, Dong Xian’An. Für das Jahresende erwartet er nur noch ein Plus von 8,6 Prozent.

Ein weiteres Problem: Die hohe Inflation, die die Kaufkraft belastet und die Notenbank zu mehreren Zinserhöhungen zwang. Das verteuert Kredite für Konsum und Investitionen. Dennoch gehörten die Ausgaben der Unternehmen zu den Wachstumstreibern. Ihre Investitionen legten von Januar bis September um 24,9 Prozent zu. Anleger schreckten trotzdem vor weiteren Engagements zurück und nahmen Gewinne mit. Hongkongs Leitindex gab um mehr als drei Prozent nach. Vor allem die Papiere von Rohstoffkonzernen gehörten zu den Verlierern. Anleger sorgen sich, dass sich die Nachfrage abschwächen könnte.

Experten erwarten trotz der enttäuschenden Wachstumszahlen nicht mit einer Änderung der Geldpolitik. Dafür sprach sich auch das Statistikbüro aus. Im Kampf gegen die Inflation hatte China zuletzt die Leitzinsen und Mindestreserveanforderungen für Finanzinstitute in regelmäßigen Abständen angezogen. Die Teuerung lag im September auf Jahressicht bei 6,1 Prozent. Die Regierung in Peking peilt offiziell rund vier Prozent an.

(abendblatt.de/Reuters)