Für Deutschland erwarten die Forscher im kommenden Jahr nur noch ein Wachstum von 1,2 Prozent - statt bisher prognostizierter 2,2 Prozent.

Hamburg. Führende deutsche Wirtschaftsforscher erwarten für das kommende Jahr ein deutlich niedrigeres Wachstum als noch vor wenigen Monaten. Hauptgrund für den Pessimismus ist die weiterhin ungelöste Staatsschulden-Krise in der Eurozone und den USA und die daraus folgende Unsicherheit an den Märkten. So rechnet das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel für 2012 nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent, nachdem es zuvor noch von 1,6 Prozent ausgegangen war. Das Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) kürzte seine Prognose am Dienstag von 2,2 Prozent auf nur noch 1,2 Prozent Wachstum des Bruttoinlandsprodukts.

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Die weltweiten Turbulenzen an den Börsen drohten „über Vertrauens- und Vermögenseffekte auf die Realwirtschaft überzugreifen“, erklärten die Forscher des HWWI. Gleichzeitig seien die wirtschaftspolitischen Handlungsspielräume der Staaten gering, da der Ausstieg aus den expansiven Maßnahmen während der vergangenen Krise vielfach nicht gelungen sei. Sparprogramme in einigen Ländern dürften wiederum die Konjunktur dämpfen.

Die IfW-Forscher sehen das größte Risiko für die Konjunktur in einer Zuspitzung der Schuldenkrise. „Weder in den USA noch im Euroraum ist eine Lösung der Probleme in Sicht.“ Sollte sich der Abschwung im Ausland verschärfen, wäre auch die deutsche Wirtschaft betroffen, deren Exporte schrumpfen würden. „Eine Rezession wäre dann wohl auch in Deutschland nicht zu vermeiden“, schrieben die IfW-Forscher. „Davon gehen wir im Moment aber nicht aus.“

Arbeitsmarkt bleibt zumindest stabil

Auch für das laufende Jahr senkten die Wirtschaftsforscher ihre Erwartungen: Demnach erwarten die HWWI-Ökonomen nunmehr ein Plus von 3 statt 3,5 Prozent wie in der Juni-Prognose. Ihre Kollegen vom IfW rechnen nur noch mit einem Plus von 2,8 statt 3,6 Prozent. Allerdings erwarten beide Institute, dass die Lage auf dem Arbeitsmarkt zumindest stabil bleiben wird. So soll die Zahl der Arbeitslosen laut IfW im Durchschnitt des laufenden Jahres auf 2,98 Millionen und 2012 auf 2,87 Millionen sinken.

Zudem erwarten die IfW-Forscher, dass die Konjunktur 2012 allmählich wieder Tritt fassen wird. Das geringe Wachstum von 0,8 Prozent im Gesamtjahr sei das Ergebnis eines schwachen Starts in das Jahr. Dabei dürfte der private Konsum der Prognose zufolge „stützend wirken“. Die Ausgaben der Haushalte sollen moderat um 1,2 Prozent in diesem und 0,8 Prozent im laufenden Jahr zulegen.

(abendblatt.de/dapd)