Laut EVG will die Bahn bis 2016 rund 120 von 400 Arbeitsplätzen in Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen streichen.
Hamburg. Mit Empörung, Wut und Enttäuschung haben die Mitarbeiter der norddeutschen Bahn-Reisezentren gestern auf die Sparpläne des Konzerns reagiert. "Die Stimmung auf der extra einberufenen Betriebsversammlung war denkbar schlecht", sagte der Hamburger Geschäftsstellenleiter der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Frank Maur, dem Abendblatt. Einige Beschäftigte hätten schwarze Trauerbinden getragen, um auf das drohende Ende der gesamten Geschäftssparte aufmerksam zu machen.
Laut EVG kündigten Bahn-Vertreter auf der Versammlung an, bis zum Jahr 2016 rund 120 von 400 Arbeitsplätzen in Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen streichen zu wollen. Die Gewerkschaft selbst geht davon aus, dass allein in Hamburg und Schleswig-Holstein 75 Stellen wegfallen sollen.
Bundesweit will der Konzern 700 Jobs abbauen, weil die Umsätze in den Reisezentren immer weiter zurückgehen. Statt am Schalter kaufen die Kunden ihre Tickets zunehmend im Internet oder am Automaten. Von 43 Prozent im Jahr 2005 ist der Anteil der Reisezentren am Ticketverkauf auf 22 Prozent im vergangenen Jahr gesunken.
"Die Bahn ist bislang ein Konzept schuldig geblieben, wie sie die Servicequalität in den Reisezentren mit weniger Personal aufrechterhalten oder gar verbessern will", kritisierte Maur. "Es gibt nach wie vor viele Kunden, die sich bei dem Kauf einer Fahrkarte auch beraten lassen möchten oder mit den Buchungen im Internet nicht zurechtkommen." Für die Mitarbeiter in den Reisezentren sei es ausgesprochen frustrierend, dass ihnen vonseiten der Geschäftsleitung zwar eine gute Arbeit attestiert werde, sie aber trotzdem mit immer weniger Kollegen auskommen müssten. "Schon heute arbeiten viele der Beschäftigten am Limit, die Schichten in den Reisezentren lassen sich immer schwerer besetzen."
Wegen der Betriebsversammlung blieben die meisten Reisezentren im Norden gestern geschlossen. Trotz dieser Tatsache scheint es aber keine größeren Probleme beim Ticketverkauf gegeben zu haben. Die Reisenden haben sich nach Angaben einer Bahnsprecherin an Automaten bedient oder konnten auch im Zug ihr Ticket kaufen.