Eine Glosse von Norman Raap
Halt! Stopp! Zug aus, Kopf an. Liebe Lokführer, wenn Sie weiterlesen, fahren Sie bitte rechts ran. Oder legen Sie einen außerplanmäßigen Halt im nächsten Bahnhof ein. Wir hätten da auch schon einen Vorschlag: In Wolfsburg sind noch Gleise frei!
Der Hauptbahnhof der Autostadt hat zwar weniger Bahnsteige als der HSV Punkte und besitzt den Charme einer stillgelegten S-Bahn-Station. Dafür verkehren im Schatten der VW-Schornsteine mehr Schnellzüge von und nach Berlin als von Hamburg aus, sagt der Fahrplan. Ein Halteplan würde den Wolfsburgern mehr nützen. Nicht umsonst stand das "E" in ICE früher einmal für "experimental": Kann klappen, muss aber nicht.
Tatsächlich hat schon wieder ein Lokführer die sechstgrößte Stadt Niedersachsens verpasst und ist bis nach Sachsen- Anhalt durchgefahren, zum dritten Mal binnen weniger Monate. Nicht mitgerechnet die Fälle, in denen weder Bahn noch Passagiere bemerkten, dass der Lokführer die Golfmetropole links liegen ließ. Das macht doch nichts, das merkt doch keiner ... Ist ja auch ein "Durchgangsbahnhof" in Wolfsburg und kein "Stehbahnhof". Dabei hatte die Bahn erst vor Kurzem ihr Wort gegeben, aber nicht gehalten.
Als sinnfrei erwies sich das ernst gemeinte Angebot des örtlichen Vereins für Leibesübungen (VfL), Lokführer für einen Halt in Wolfsburg mit Freikarten für Bundesligaspiele zu belohnen. Was bringt es, wenn der Zug hält, aber erst nach mehr als 90 Minuten Verspätung weiterfährt? Eben.
Dafür droht sich das Geschäft mit Sportwetten aus dem Stadion auf den Bahnsteig zu verlagern, nachdem die Bahn gestern versprach, dass nun alle Züge in Wolfsburg halten: Wetten, dass nicht ...? Außer, Sie setzen auf Altona. Hier ist noch jeder Zug zum Stehen gekommen. Reine Kopfsache. Ist ja auch ein Kopfbahnhof.