Es ist reichlich kurzsichtig von der Bahn, das Personal in den eigenen Reisezentren zusammenzustreichen. Natürlich ist es richtig, dass die Kunden ihre Tickets heute vermehrt im Internet oder am Automaten kaufen. Doch das funktioniert in der Regel nur dann reibungslos, wenn der Bahnfahrer eine einfache Tour von A nach B buchen möchte. Wer hingegen noch Zwischenstopps einplant, umbuchen möchte, eine Fahrkarte erstattet haben will oder nicht weiß, ob nun das Wochenend-Ticket oder der Tarif mit Bahncard günstiger ist, landet früher oder später doch wieder am Schalter. Ganz zu schweigen vom Sommer- und Winterchaos der vergangenen Jahre, in dem die Mitarbeiter der Reisezentren den geballten Frust gestrandeter Kunden abfangen mussten.
Im Hamburger Hauptbahnhof sind Tag für Tag Hunderte von Reisenden zu beobachten, die sich erst mit den berührungsempfindlichen Bildschirmen der Fahrkartenautomaten abmühen, dann die Maschine verfluchen und schließlich entnervt auf den Wartebänken im Reisezentrum Platz nehmen. Dort müssen sie eine Nummer wie in der Behörde ziehen, bevor sie gnädig zu einem Menschen aus Fleisch und Blut vorgelassen werden. Ein guter Kundenservice sieht anders aus.
Statt das Personal in den Reisezentren zu reduzieren, sollte sich die Bahn daher lieber überlegen, wie sie die bestehenden Verkaufsstellen besser auslasten könnte. Was spricht dagegen, neben Fahrkarten auch Konzerttickets anzubieten oder Snacks und Getränke zu verkaufen? Mit weniger Mitarbeitern lässt sich die Zufriedenheit der Kunden jedenfalls nicht verbessern.