Dreimal binnen weniger Monate ist ein ICE an Wolfsburg vorbeigerauscht. Nun hat die Bahn ihre Lokführer angewiesen, auf jeden Fall dort zu halten.

Wolfsburg. Schon wieder ist ein ICE einfach an Wolfsburg vorbeigefahren – entgegen dem Fahrplan und zum dritten Mal in diesem Jahr. Auf dem Weg von München nach Berlin rauschte der Zug am Samstag bis nach Stendal in Sachsen-Anhalt durch. „Das ist ein Trauerspiel, das ist äußerst ärgerlich“, sagte der Referatsleiter beim Oberbürgermeister der Stadt, Dennis Weilmann, am Montag.

Der elektronische Fahrplan sei fehlerhaft gewesen und habe dem Lokführer keinen Halt in Wolfsburg angezeigt, sagte ein Bahnsprecher der Nachrichtenagentur dpa. Da dieser Fehler nun wiederholt aufgetreten sei, gelte ab sofort einen neue Anweisung für die Lokführer auf der Strecke Hannover-Berlin: Sie müssen künftig auf jeden Fall in Wolfsburg halten – eagel, was der Fahrplan anzeigt.

„Für uns ist dieser erneute Vorfall höchst ärgerlich und wir entschuldigen uns bei der Stadt und insbesondere bei unseren Fahrgästen“, sagte der Bahnsprecher. Wie viele Reisende betroffen waren, konnte er nicht sagen. Ihnen werde der volle Fahrpreis erstattet. Die Fahrgäste konnten erst in Stendal den Zug verlassen und wurden mit einer aufgehaltenen Regionalbahn nach Wolfsburg zurückgebracht. Der ICE von München nach Berlin hätte eigentlich um 17.47 Uhr in der Autostadt halten sollen.

Schon im Juni und im Juli waren ICEs an Wolfsburg vorbeigefahren. Im Juni habe der Lokführer den Halt auf dem Fahrplan übersehen, im Juli sei der Plan fehlerhaft gewesen, sagte der Bahnsprecher.

Das Unternehmen hatte damit nicht nur die Reisenden, sondern auch die Stadtväter verärgert. Ein ranghoher DB-Vertreter hatte dann Anfang September Wolfsburgs Oberbürgermeister versichert, dass die Deutsche Bahn den Stopp nun wirklich nicht mehr vergessen wolle. Mit Freikarten für ein Bundesliga-Heimspiel hatte der VfL Wolfsburg bei Lokführern für den Halt geworben.

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„Was hat die Bahn bloß gegen Wolfsburg?“ fragte sich Bjoern Eichstaedt bei Twitter, und Sebastian Schiller kommentierte dort: „Unglaublich! ICE hält schon wieder nicht in Wolfsburg! Kennt die Bahn ihre eigenen Fahrpläne nicht?“ Ein anonymer Schreiber meinte: „Wenn ich ein ICE wäre, würde ich auch an Wolfsburg vorbeifahren. Und dabei lachen.“

Europas größter Autobauer VW prägt die mit rund 120 000 Einwohnern größte Industriestadt Niedersachsens. Sie wurde am 1. Juli 1938 hauptsächlich für Mitarbeiter des Volkswagenwerkes gegründet. Wolfsburg sei das charakteristische Beispiel einer geplanten Stadtentwicklung, heißt es auf der Internetseite der Stadtverwaltung. Einen guten Ruf hat sich das Kunstmuseum mit überregional beachteten Ausstellungen erworben. Sportliche Erfolge liegen schon etwas zurück: Der VfL Wolfsburg war vor drei Jahren Deutscher Fußballmeister.