Im Tarifkonflikt bemühen sich beide Parteien derzeit aber um einen Kompromiss. Airbus fürchtet die Gefährdung des Produktionsplans.

Hamburg. Vor der neuen Verhandlungsrunde um einen Zukunftstarifvertrag zwischen Airbus und der IG Metall sind die Fronten verhärtet. Nachdem die Geschäftsführung des Flugzeugbauers eine Verlagerung der Produktion nach Frankreich nicht ausschloss, kündigte die Gewerkschaft die Möglichkeit von kurzfristig angesetzten Warnstreiks an. „Wenn wir uns in den Gesprächen am Mittwoch nicht einigen, werden wir schnell entscheiden, wie es weitergeht“, sagte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Meinhard Geiken, am Dienstag in Hamburg.

Der Flugzeugbauer und die Gewerkschaft verhandeln seit eineinhalb Jahren über einen Vertrag für die etwa 16.000 Airbus-Mitarbeiter, in dem Beschäftigung, Standorte und Einkommen bis 2020 gesichert werden sollen. Die IG Metall fordert eine größere Mitbestimmung bei Leiharbeit, Arbeitsorganisation und Optimierungsprozessen. Das Arbeitsgericht in Frankfurt am Main hatte jüngst die Warnstreiks von Airbus-Beschäftigten für zulässig erklärt. Der Flugzeugbauer hatte zuvor eine einstweilige Verfügung beantragt, um Warnstreiks an den Standorten in Hamburg, Bremen, Buxtehude und Stade zu verhindern.

Das Unternehmen befürchtet nun, dass der Produktionsplan nicht eingehalten werden könnte. Die Arbeitnehmerseite blockiere seit vergangener Woche Überstundenanträge, sagte Airbus-Sprecher Florian Seidel auf dapd-Anfrage. Er bestätigte einen Bericht der „Bild“-Zeitung, wonach über Alternativen wie eine Verlagerung von Produktionsstandorten nach Frankreich nachgedacht werden müsse. Seidel zufolge gefährdet das derzeitige Verhalten der Gewerkschaft das Vertrauen der Kunden in die Liefertreue der deutschen Standorte.

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+++ Airbus will Warnstreiks notfalls gerichtlich untersagen lassen +++
+++ Den Bogen nicht überspannen +++

„Wir – die Standorte in Deutschland und Frankreich – wollen uns nicht gegeneinander ausspielen lassen“, sagte der Tarifsekretär der IG Metall Küste, Daniel Friedrich. Allein die starre Haltung der Geschäftsleitung sei ein Grund, die Verhandlungen abzubrechen. Die aktuell „eskalierende Auseinandersetzung“ fördere einen seit eineinhalb Jahren brodelnden Konflikt zutage. Er habe den Eindruck, dass ein Teil der Arbeitgeberseite „gar kein Ergebnis“ anstrebe, sagte Friedrich.

„Unser Interesse bleibt, Airbus zukunftssicher zu machen“, fügte der Tarifsekretär hinzu. Dies müsse sich jedoch auf beide Seiten auswirken. Gesamtbetriebsrat Johann Dahnken sagte, dass es stets Ziel gewesen sei, das transnationale Gebilde Airbus voranzubringen. Wer jetzt drohe, die Produktion von Deutschland nach Frankreich zu verlagern, der spiele mit dem Feuer. Geiken sagte, nach eineinhalbjährigen Verhandlungen zeichne sich ab, „dass man sich in den wesentlichen Punkten nicht einigt“. Die Gewerkschaft strebt weiter eine Reduzierung der Leiharbeit von derzeit 22 auf 15 Prozent an. Auch hält die IG Metall die von Airbus angestrebte Produktionssteigerung von acht Prozent pro Jahr für „völlig unrealistisch“.

Mit einem möglichen Warnstreik will die Gewerkschaft noch einmal ihre Forderungen untermauern. Die Arbeitsniederlegung will die IG Metall im Fall eines Scheiterns der Gespräche 24 Stunden vorher ankündigen. Damit könnte es noch in dieser Woche zu Arbeitsniederlegungen bei Airbus kommen. Seidel zufolge ist es der Willen der Geschäftsleitung, konstruktiv aufeinander zuzugehen. Ein Kompromiss müsse für alle Seiten so tragbar sein, dass die Zukunft von Airbus gesichert sei. (abendblatt.de/dapd)