AGA-Präsident fordert gezielte Zuwanderung von Fachkräften. Geschäftsklima im Norden gut
Hamburg. Der Hamburger Groß- und Außenhandel blickt positiv nach vorn. "Die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung bis in den Winter bleiben optimistisch", nennt der Präsident des AGA Unternehmensverbands, Hans Fabian Kruse, das Ergebnis einer Umfrage unter Mitgliedsfirmen. Insgesamt beschäftigen die rund 20 000 Unternehmen im Norden mehr als 200 000 Mitarbeiter und erzielen einen Jahresumsatz von 288 Milliarden Euro.
Die Umsätze im Groß- und Außenhandel hätten sich im zweiten Quartal vor allem wegen gestiegener Preise um sechs Prozent erhöht, nominal betrug das Plus 0,8 Prozent. Die Gewinnentwicklung war leicht rückläufig. Insgesamt bezeichneten 31 Prozent der Befragten ihre Gewinnsituation als gut, zehn Prozent nannten sie schlecht.
Kruse warnte angesichts der starken Kursschwankungen an den Börsen vor Schwarzmalerei. "Hier wird zwar Vermögen vernichtet, aber keine Produkte oder die Infrastruktur." Noch müssten die Unternehmen nicht zittern. Probleme gebe es erst, " wenn uns die Banken kein Geld mehr leihen", so Kruse. "Die Kopflosigkeit auf den Finanzmärkten ist noch nicht auf die Kaufmannschaft übergesprungen. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt."
Mit Blick auf die Bevölkerungsentwicklung appelliert Kruse an die Politik, mehr Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern für den Arbeitsmarkt zu gewinnen. Derzeit will gut jedes zweite norddeutsche Unternehmen im Groß- und Außenhandel neue Mitarbeiter einstellen. "Wir konkurrieren hier untereinander um die guten Kräfte", so Kruse. Gesucht würden Mitarbeiter mit Berufsabschluss und Erfahrung. Im Norden seien allein 152 freie Stellen für Kaufleute bei der Arbeitsagentur gemeldet, weitere 811 Fachkräfte würden in der Lagerwirtschaft gesucht. Da in der Regel nur ein Viertel aller Stellen offiziell gemeldet werden, seien tatsächlich etwa 2900 Stellen zu besetzen, sagte der AGA-Geschäftsführer Volker Tschirch. Zudem gebe es noch in Hamburg 85 freie Plätze für Auszubildende.
Um den Arbeitskräftemangel zu beheben, schlägt der AGA-Präsident vor, nach dem Vorbild von Kanada ein Punktesystem einzuführen, nach dem Fachleute gezielt einwandern dürfen. Zudem sollte das Mindestgehalt von jetzt 66 000 auf 40 000 Euro gesenkt werden, um die Eintrittsbarrieren zu senken. "Unser Wohlstand wird maßgeblich durch qualifizierte Fachkräfte gesichert", meint Kruse. "Deutschland darf sich deshalb aus Angst vor Überfremdung nicht abschotten."