Vier Tage lang war der Dax eingebrochen. Das positive Urteil des BVG zum Euro-Rettungsschirm sorgte für einen Umschwung. Auch US-Börse schloss im Plus.

Frankfurt/Main. Die Börse hat am Mittwoch ihre Talfahrt vorerst beendet und einen kräftigen Sprung nach oben gemacht. Der deutsche Leitindex Dax schloss in einem weltweit erholten Börsenumfeld 4,07 Prozent höher bei 5405,53 Punkten und beendete damit eine viertägige Verlustserie. Hintergrund waren die Billigung des Euro-Rettungsschirms durch das Bundesverfassungsgericht und Berichte über ein neues Jobprogramm in den USA. Auch der EuroStoxx 50 mit den größten Unternehmen der Eurozone lag mit 3,4 Prozent deutlich im Plus.

Der Euro hat sich kaum bewegt. Am Morgen hatte er kurzfristig mit Gewinnen auf das mit Spannung erwartete Urteil zum europäischen Rettungsfonds reagiert. Nachmittags notierte er mit 1,4039 Dollar nahezu unverändert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,4036 (Dienstag: 1,4099) Dollar festgesetzt.

Die Karlsruher Richter billigten die Griechenland-Hilfen und den Ausbau des Euro-Rettungsschirms. Gleichzeitig stärkten sie die Mitspracherechte des Bundestags. Dieser Tenor war auch erwartet worden. Ein Desaster für die Finanzmärkte wäre Händlern zufolge hingegen ein Erfolg der Kläger gewesen, der die vorgesehene Maßnahmen gegen die ausufernde Schuldenkrise weitgehend zu Fall gebracht hätte.

Gute Nachrichten kamen auch aus der verarbeitenden Industrie. Die Produktion ist von Juni auf Juli um 4,0 Prozent gestiegen - allerdings sei dies durch die späte Lage der Sommerferien überzeichnet, hieß es im Wirtschaftsministerium. In den USA hatten am Dienstag bereits Stimmungsindikatoren, die besser als erwartet ausfielen, den extremen Pessimismus der vorangegangene Tage an der Wall Street etwas abgemildert.

In New York lag der Dow Jones zum europäischen Handelsschluss gut anderthalb Prozent im Plus. Nach Medienberichten will US-Präsident Barack Obama in einer Rede am Donnerstag ein Programm für neue Arbeitsplätze im Umfang von 300 Milliarden Dollar (213 Mrd Euro) ankündigen. Dies könnte der derzeit stagnierenden größten Volkswirtschaft der Welt wieder Auftrieb verleihen, spekulierten Börsianer.

Der Goldpreis gab deutlich nach, was typisch für die Entwicklung der vergangenen Wochen ist: Fallen die Börsen, gewinnt Gold, das als „Krisenwährung“ gilt, an Wert – und umgekehrt. Der Preis für eine Feinunze Gold wurde in London am Nachmittag mit 1810,00 (1895,00) Dollar gefixt. Ein Kilogramm kostete 41 530,00 Euro (42 410,00).

Die Ölpreise sind am Mittwoch infolge der Erholung an den Aktienmärkten deutlich gestiegen. Am späten Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Oktober-Lieferung

115,57 Dollar. Das waren 2,68 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI (West Texas Intermediate) stieg um 3,14 Dollar auf 89,16 Dollar. Bessere Konjunkturaussichten lassen einen höheren Ölverbrauch erwarten, das treibt die Preise.

Die Hoffnung auf ein neues Konjunkturprogramm der US-Regierung hat auch die Wall Street am Mittwoch beflügelt. Im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit will Präsident Barack Obama Medienberichten zufolge die Wirtschaft mit hunderten Milliarden Dollar ankurbeln. Kern des Vorhabens, das er am Donnerstag im Kongress vorstellen wolle, seien neue Steuererleichterungen. Auch soll es um Ausgaben für Infrastruktur aus dem Bundeshaushalt gehen.

Die Aussicht auf einen Geldregen aus Washington bescherte dem Leitindex Dow Jones Industrial nach drei Verlusttagen in Folge wieder ein kräftiges Plus von 2,47 Prozent auf 11.414,86 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 stieg um 2,86 Prozent auf 1.198,62 Punkte und auch die Nasdaq-Indizes präsentierten sich sehr freundlich. Der Composite-Index gewann 3,04 Prozent auf 2.548,94 Punkte und der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 2,59 Prozent auf 2.223,75 Punkte vor.

Der europäische Handel mit seiner deutlichen Erholung und der gleichzeitige Rutsch des Goldpreises hätten ebenfalls für gute Stimmung gesorgt, meinten Börsianer.

Der jüngste Konjunkturbericht der US-Notenbank (Fed) hingegen fand kaum Beachtung. Das Wachstum in den USA hatte sich dem Bericht zufolge in den Monaten Juli und August nur in einigen Notenbank-Distrikten weiter abgeschwächt. Diese Aussagen fügten sich laut einem Marktteilnehmer in den Reigen der jüngst veröffentlichten Konjunkturdaten ein, die ebenfalls unterschiedliche Signale geliefert hätten.