Konzern und Stadt reagieren auf Proteste von Umweltschützern, und nehmen die Botschafterin der Umwelthauptstadt aus der Schusslinie.
Hamburg. Die Ehrung der bekannten Verhaltensforscherin Jane Goodall wird nicht wie geplant in der Deutschland-Zentrale des Unilever-Konzerns in der HafenCity stattfinden. Stadt und Unternehmen einigten sich gestern auf eine Verlegung der Veranstaltung ins Rathaus, nachdem Naturschützer heftig die Verwendung von Palmöl in Unilever-Produkten kritisiert hatten. Man wolle der Forscherin nicht zumuten, in eine Debatte hineinzugeraten, die in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit ihrem Besuch in Hamburg stehe, hieß es aus der Umweltbehörde. Goodall wird am Sonnabend offiziell zur Botschafterin für die Umwelthauptstadt Hamburg ernannt.
In einem offenen Brief an Bürgermeister Olaf Scholz und Umweltsenatorin Jutta Blankau hatte die Organisation Robin Wood eine Verlegung der Veranstaltung gefordert. "Unilever ist als einer der größten Palmölverbraucher mitverantwortlich dafür, dass die Lebensräume des Orang-Utans in den Tropen zerstört werden", sagte der Tropenwaldreferent der Organisation, Peter Gerhardt, dem Abendblatt. Daher sei es paradox, eine verdiente Aktivistin für Menschenaffen ausgerechnet in diesem Unternehmen zu ehren.
+++ Olaf Scholz hat keine Zeit für Jane Goodall +++
Die Rodung von Urwäldern für gigantische Palmölplantagen stellt generell eines der größten Umweltprobleme in Indonesien dar. Wie viele andere Konsumgüterhersteller auch, verwendet Unilever den begehrten Rohstoff in Lebensmitteln wie Rama-Margarine, aber auch in Cremes oder Waschmitteln. Insgesamt verarbeitet der niederländisch-britische Konzern 1,2 Millionen Tonnen Palmöl jährlich.
Die Vorwürfe der Umweltschützer weist Unilever zurück. "Wir setzen uns für den Stopp von Urwaldrodung für Palmölplantagen ein und haben uns selbst dazu verpflichtet, unseren gesamten Bedarf an Palmöl bis 2015 aus nachhaltigem Anbau zu decken", sagt Unternehmenssprecher Merlin Koene. Die Vorwürfe der Umweltschützer gehen allerdings noch weiter. So kritisieren Robin Wood und die Initiative Rettet den Regenwald die Geschäftsbeziehungen Unilevers zu dem asiatischen Palmöllieferanten Wilmar International. "Unilever ist seit Längerem bekannt, dass Wilmar zu den skrupellosesten Herstellern von Palmöl in Indonesien gehört", sagt Christiane Zander von Rettet den Regenwald. Das Unternehmen habe sich der illegalen Abholzung und schwerer Menschenrechtsverletzungen schuldig gemacht.
Die Umweltschützer machen ihre Kritik vor allem an einem Vorfall auf der indonesischen Insel Sumatra am 10. August dieses Jahres fest. Laut Rettet den Regenwald überfielen an diesem Tag bewaffnete Soldaten der indonesischen Spezialeinheit Brimob zusammen mit Sicherheitskräften einer Tochterfirma von Wilmar die kleine Siedlung Sungai Beruang. Sie hätten das Dorf, das sich mitten in einer Plantage befindet, verwüstet und auf die indigene Bevölkerung geschossen. "Der Anlass für die Aktion war, dass ein Mann aus dem Dorf Palmölfrüchte verkaufen wollte, die die Firma für sich beansprucht", sagt Christiane Zander.
In einer schriftlichen Stellungnahme bestreitet Wilmar die Darstellung der Umweltschützer. Weder sei auf die Bewohner geschossen worden, noch habe man sie vertrieben. Es seien aber mehrere Personen von der indonesischen Hilfspolizei verhaftet worden, die in kriminelle Aktivitäten wie Diebstahl oder illegalen Waffenbesitz verstrickt gewesen seien.
Bei Unilever will man bis zu einer endgültigen Stellungnahme zu den Vorfällen noch das Votum unabhängiger Experten abwarten. "Die ersten Erkenntnisse weisen aber darauf hin, dass die Vorwürfe der Umweltschützer nicht zutreffend sind", sagt Koene.