Der Autovermieter Sixt konnte seinen Gewinn im ersten Halbjahr 2011 verdoppeln. Grund sind die zunehmenden Geschäftsreisen.
München. Deutschlands größter Autovermieter Sixt hat im ersten Halbjahr seinen Gewinn nahezu verdoppelt. Doch trotz der Rekordzahlen verkneift sich Konzernchef Erich Sixt wegen der allgemeinen Angst vor einem Abschwung die eigentlich fällige Anhebung der Prognose für das Gesamtjahr. „Ich will unsere Aktionäre positiv überraschen und nicht negativ“, sagte Sixt am Montag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. Anzeichen dafür, dass es nach der Talfahrt an den Börsen im eigenen Geschäft bergab gehe, habe er aber nicht. „Im Gegenteil, das dritte Quartal hat sich sehr erfreulich angelassen“, sagte Sixt. Dennoch gebiete die kaufmännische Umsicht, Risiken einzukalkulieren.
Von Januar bis Juni profitierte der Autovermieter vor allem von der im Aufschwung wieder wachsenden Zahl von Geschäftsreisen. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen 50,2 Millionen Euro, vor einem Jahr standen noch 25,7 Millionen Euro in den Büchern. Der Umsatz sank hingegen leicht um 0,5 Prozent auf 755,8 Millionen Euro – wie bereits im vergangenen Jahr hatte sich Sixt von Geschäften getrennt, die zwar Erlöse, aber nur wenig Gewinne bringen.
Für die kommenden sechs Monate sei er weiter optimistisch, sagte Sixt. Der Konzern sei gut aufgestellt und habe seine Kosten im Griff. „Ich bin deshalb sehr zuversichtlich, dass wir 2011 unsere Umsatz- und Ertragsziele erreichen werden“, sagte Sixt. An der Börse kamen die Zahlen gut an, die Aktie legte am Montag zeitweilig um mehr als 5 Prozent zu – allerdings war das Papier wie viele Titel im SDax in den vergangenen Wochen arg unter Druck geraten und kräftig abgestürzt.
Bis 2015 will Sixt auch in Europa an den Platzhirschen Europcar, Avis und Hertz vorbeifahren – und sieht sich dabei auf einem guten Weg. Sixt gelinge es, den Wettbewerbern in Europa Anteile abzunehmen. „Sixt wächst stärker als der Markt.“ Insgesamt macht der Konzern gut ein Viertel seiner Geschäfte im Ausland, im reinen Vermietgeschäft sind es inzwischen 31 Prozent, im Leasing nur 15 Prozent. Die Abhängigkeit vom deutschen Markt soll in den kommenden Jahren weiter sinken. „Wir schließen in Europa weiter zu den Wettbewerben auf“, sagte Sixt.
Kräftig ausbauen will Sixt auch das gemeinsam mit BMW gegründete Car-Sharing-Unternehmen Drive Now. Nach dem Start in München können Ende September auch in Berlin Kunden zum Minutenpreis Autos mieten. Bis 2015 soll das Geschäft einen dreistelligen Millionenbetrag umsetzen und Gewinne schreiben. „In den ersten beiden Jahren wird uns das sicher nicht gelingen“, sagte Sixt. Es könne aber sein, dass bereits 2013 der Sprung in die schwarzen Zahlen klappen könnte.
Das größte Risiko für die weitere Entwicklung sieht Sixt darin, dass sich die schlechte Stimmung an den Finanzmärkten weiter verstärken und weitere Akteure anstecken könnte. „Wir sind halt Herdentiere und damit könnten wir ungewollt in eine Rezession stürzen“, sagte Sixt. Er glaube angesichts der Geschäftsentwicklung aber nicht daran. Zugleich kritisierte er den Umgang der Politik mit dem Schuldenproblem und dem Abwärtskurs an den Börsen: „Sie stehen der Krise ziemlich hilflos – wie kleine Kinder – gegenüber.“ (abendblatt.de/dpa)