Deutschland setzt sich für ein europaweites Verbot bestimmter Leerverkäufe ein. Vier EU-Länder haben diese Aktienverkäufe bereits verboten.

Um die Spekulation gegen Staaten und Unternehmen einzudämmen, setzt Deutschland sich für ein europaweites Verbot bestimmter Leerverkäufe ein. Die Bundesregierung habe die Problematik von Leerverkäufen bereits seit einiger Zeit im Visier und habe selbst schon vor einem Jahr ungedeckte Leerverkäufe verboten, sagte am Freitag ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. „Zudem setzen wir uns für ein weitgehendes Verbot von ungedeckten Leerverkäufen von Aktien, Staatsanleihen und Credit Default Swaps in Europa ein“, ergänzte er. „Nur so kann einer destruktiven Spekulation überzeugend begegnet werden.“

Experten bezweifeln aber, ob die Maßnahmen auf Dauer Wirkung zeigten. Spekulanten wichen einfach auf andere Börsenplätze aus, etwa nach London. Der deutsche Bankenverband kritisierte die Maßnahmen einzelner Länder: Diese führten zu einem „Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen“. Wichtig seien europaweit einheitliche Vorschriften, die Leerverkäufe nicht pauschal untersagten, erklärte der Verband privater Banken.

Vier europäische Länder hatten als Reaktion auf die Turbulenzen an den Finanzmärkten sogenannte Leerverkäufe von Aktien verboten. Bisher gilt das Verbot in Frankreich, Italien, Spanien und Belgien, wie die Aufsichtsbehörde der Europäischen Union, ESMA, am späten Donnerstagabend mitteilte. Diese vier Länder hätten die entsprechenden Schritte schon angekündigt oder würden das in Kürze tun, hieß es.

Die französische Börsenaufsicht hatte kurz zuvor bekannt gegeben, dass Leerverkäufe für einige Aktien vorläufig verboten seien, darunter die Anteilsscheine führender Banken. Die Börsenaufsicht AMF erklärte, das Verbot gelte für 15 Tage und betreffe elf Banken und Versicherungen. Darunter sind unter anderem die Société Générale, BNP Paribas und die Crédit Agricole. Italien hatte eine ähnliche Entscheidung für Freitag angekündigt. Griechenland hatte Leerverkäufe bereits am Montag verboten.

Bei einem Leerverkauf setzt ein Händler darauf, dass die Kurse fallen. Dieses Vorgehen war unter anderem für die großen Kursschwankungen der vergangenen Tage verantwortlich gemacht worden.

Der französische Zentralbank-Chef Christian Noyer verteidigte die Kreditinstitute seines Landes. Die Einnahmen der französischen Banken im ersten Halbjahr „bestätigten ihre Solidität in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld“, sagte Noyer am Donnerstag in einer Erklärung. Die Banken verfügten über gesunde Kapitalpolster.Zuvor hatten Investoren massiv Aktien der führenden französischen Banken Société Générale und BNP Paribas verkauft. Die Verkäufe kamen inmitten der Sorgen um den Zustand führender Wirtschaften, darunter Frankreich. Die Aktien erholten sich erst zum Handelsschluss. BNP Paribas schloss mit einem Plus von 0,3 Prozent, Societe Generale stieg um 3,7 Prozent. Mit besonderer Aufmerksamkeit werden am Freitag die Zahlen zum zweiten Quartal des französischen Bruttoinlandsprodukts beobachtet werden.

Zur Beruhigung der Märkte hatten der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel angekündigt, sie würden am Dienstag zu einem Sondertreffen zusammenkommen.

Mit Material von dapd/reuters