Abstürze der Börse in Asien und Australien, in Deutschland ist noch nicht die große Panik ausgebrochen. Der Goldpreis schnellt auf ein neues Rekordhoch.

Frankfurt a. Main/Sydney. Der ganz große Crash blieb bisland aus, die Aktienmärkte in Australien und Asien verzeichneten zwar Kursrutsche, der DAX stürzte aber nicht so schnell wie befürchtet. Eine andere Reaktion ließ jedoch nicht lange auf sich warten: Der Goldpreis erreichte mit 1715,01 Dollar pro Feinunze ein neues Rekordhoch.

Der Goldpreis hat nach der Abstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die Ratingagentur Standard and Poor’s (S&P) am Montag zu einer rasanten Rekordjagd angesetzt. Im frühen Handel trieb die Sorge vor einer Eskalation der Schuldenkrise den Preis für eine Feinunze (etwa 31 Gramm) erstmals über die Marke von 1700 US-Dollar auf ein Rekordhoch bei 1715,01 Dollar. Die Schuldenkrise und die Sorge vor einem Abflauen der Weltwirtschaft ließen den Goldpreis sei Beginn des Jahres um etwa 20 Prozent ansteigen.

„Der Goldpreis eilt von Rekord zu Rekord“, beschreiben Experten der DekaBank die Lage am Goldmarkt. Der Preistreiber sei „leicht zu finden: die Schuldenkrise diesseits und jenseits des Atlantiks“. Die Abstufung der Kreditwürdigkeit der USA und die jüngste Zuspitzung der Schuldenkrise in Italien verstärke die Suche der Investoren nach vermeintlich „sicheren Häfen“. Neben dem Goldpreis ist auch der Preis für Silber am Morgen stark gestiegen. Der Preis für die Feinunze Silber stieg um 1,39 Dollar die Unze auf 39,68 Dollar.

Der US-Dollar hat sich am Montag trotz der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) zum Euro relativ stabil gehalten. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde im frühen Handel in Frankfurt mit 1,4326 US-Dollar gehandelt. Am Freitagabend war der Euro noch mit 1,4282 Dollar aus dem Handel gegangen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,4155 (Donnerstag:1,4229) Dollar festgesetzt.

Die Wirkungen des Verlustes der Topbonität der USA am Freitagabend dürften nach Einschätzung der Commerzbank nicht so stark ausfallen wie von vielen befürchtet. Schließlich habe S&P bereits bekannte Fakten verarbeitet und der Schritt sei an den Märkten schon erwartet worden. Die EZB hatte am Sonntagabend zudem signalisiert, italienische und spanische Anleihen zu kaufen. Dies dürfte laut Commerzbank die Glaubwürdigkeit der Notenbank belasten. Dies sollte auch auf den Eurokurs drücken.

So reagierten die Börsen:

Während die Indizes auf den Aktienmärkten in Asien und Australien teilweise um drei bis vier Prozent nachgaben, startete der DAX mit einem Minus von 0,9 Prozent, erholte sich aber sogar in den ersten Minuten bereits auf 6.225 Punkte um 9.20 Uhr, was einem Verlust von nur noch 0,2 Prozent entspricht.

Nach der hektischen Krisendiplomatie der führenden Wirtschaftsmächte am Wochenende infolge der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit war die Reaktion der Märkte mit Spannung erwartet worden.

Nach der historischen Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA haben die asiatischen Börsen am Montag zum Teil deutlich verloren. Der Hongkonger Hang-Seng-Index stürzte um vier Prozent auf 20.109,49 Zähler. Der Kospi-Index in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul fiel um 3,3 Prozent auf 1.879,93. Der Nikkei in Tokio hatte zur Mittagszeit 1,3 Prozent verloren und lag bei 9.178,03 Punkten. In Singapur verzeichnete die Börse mit einem Minus von 3,7 Prozent ebenfalls einen deutlichen Verlust. Der Markt in Taiwan rutschte um 2,6 Prozent ab, der chinesische Shanghai Composite büßte drei Prozent ein.

„Die Herabstufung in den vergangenen Woche hat die augenscheinliche Angst in den Finanzmärkten bestärkt“, sagte David Cohen von Action Economics in Singapur. „Es gibt aber keinen Grund, eine weitere weltweite Finanzkrise zu befürchten, so lange die Leute sich nur schnell genug wieder beruhigen“, sagte er mit Blick auf die nervös gewordenen Investoren.

Offenbar in der Absicht die in Unruhe geratenen Finanzmärkte zu beschwichtigen, haben die führenden Industrienationen eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Wirtschaftsproblemen angekündigt. Vertreter der G-7-Staaten erklärten nach einer Telefonkonferenz, dass sie sich verpflichtet hätten, alle nötigen Maßnahmen zur Unterstützung von Wachstum und Finanzstabilität zu ergreifen.

Die Konferenz war einberufen worden, um die europäische Schuldenkrise und die Marktaussichten nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die Ratingagentur Standard & Poor’s zu diskutieren. S&P hatte den USA am Freitagabend nach Handelsschluss an der Wall Street erstmals die Bestnote entzogen und die Bewertung der US-Kreditwürdigkeit von „AAA“ auf „AA+“ gesenkt. Zur Begründung hieß es, die vom Kongress beschlossenen Schritte zum Abbau des Staatsdefizits gingen nicht weit genug, um den Haushalt nachhaltig zu stabilisieren.

Mit einem dickem Minus sind auch die Börsen Neuseelands und Australiens zum Wochenauftakt aus dem Markt gegangen. Der NZX 50 in Wellington und der ASX200 in Sydney schlossen beide 2,8 Prozent unter dem Schlusskurs von Freitag. In Sydney erreichte der ASX200-Index den tiefsten Stand seit zwei Jahren, Neuseeland rutschte auf ein Elf-Monats-Tief. Neben der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA zogen nach Einschätzung von Händlern vor allem Sorgen über die Schuldenkrise in Europa die Kurse in den Keller.

„Europa ist das große Problem“, sagte der Chefökonom der Westpac-Bank im australischen Fernsehen. Er habe keinen Zweifel, dass China die USA als größter Gläubiger im Stich lasse. „Aber während in Europa Griechenland und Portugal noch beherrschbar waren, stehen (Probleme in) Spanien und Italien auf einem ganz anderen Blatt.“ Zusätzlich hatte die Zentralbank die Wachstumsprognose für Australien für das laufende Finanzjahr vergangene Woche um einen Prozentpunkt auf 3,25 Prozent nach unten korrigiert.

Neuseeland hatte seinen schlechtesten Handelstag seit zwei Jahren schon am Freitag. Der Index fiel um drei Prozent. Zum Auftakt am Montag sackte er erneut um 3,5 Prozent. Der Markt erholte sich nur leicht und blieb zum Börsenschluss bei einem Minus von 2,8 Prozent. Die Rating-Agentur Standard & Poor’s trug zur Nervosität an Neuseelands Börse bei. Für die meisten Länder der Asien-Pazifik-Region sei der Ausblick stabil, teilte die Agentur mit, nahm aber Neuseeland, Japan, Vietnam und die Cook-Inseln von dieser Einschätzung aus. Länder, die sehr auf Offshore-Finanzierung angewiesen seien – wie Neuseeland – , könnten Liquiditätsprobleme bekommen. (dapd/dpa)