Die 17 Finanzminister der Euro-Gruppe debattieren über die Schuldenkrise. EZB fordert, den Rettungsschirm zu erweitern.

Brüssel. Europa ist fest im Griff der Schuldenkrise. Bei einem Treffen der Finanzminister der 17 Euro-Staaten am heutigen Montag, wird das Thema Schwerpunkt der Beratungen sein. Nicht nur Griechenland steht im Fokus der Finanzmärkte, auch die Situation in Italien wird äußerst kritisch beobachtet. Die Finanzminister werden sich heute beraten, wie eine Ausweitung der Krise vermieden werden kann und im Detail über das zweite 120 Milliarden Euro schwere Hilfsprogramm für Griechenland verhandeln. Besonders die Frage nach der Beteiligung privater Gläubiger wird die Minister weiterhin beschäftigen.Allerdings werden keine verbindlichen Entscheidungen erwartet. Die Debatten werden wohl den Sommer über andauern, so dass das neue Paket endgültig im September steht.

Zuvor wurde ein kurzfristiges Gespräch anberaumt , in welchem Spitzenvertreter von EU und Europäischer Zentralbank (EZB) in informeller Runde in Brüssel über die aktuelle Entwicklung in der Schuldenkrise beraten werden. Teilnehmen werden unter anderem EZB-Präsident Jean-Claude Trichet und Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker. Auch der EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und EU-Währungskommissar Olli Rehn werden erwartet.

Die Europäische Zentralbank fordert, den Euro-Rettungsschirm nicht nur aufzustocken, er soll auch verdoppelt werden - auf 1,5 Billionen Euro. Damit einhergehen soll eine grundlegende Reform der Krisenpolitik der Euro-Staaten. Das berchtete die "Welt". Der bestehende Schirm in Europa reiche nach Ansicht der Zentralbank nicht aus, um eine glaubwürdige Schutzmauer um Italien zu bauen.

Die Angst vor einem Überschwappen der Schuldenkrise auf Italien hat auch die Aktienkurse europaweit auf Talfahrt geschickt. Der Dax rutschte in den ersten Minuten nach der Eröffnung um 0,8 Prozent auf 7346 Punkte ab. Der Standardwerte-Index der Mailänder Börse fiel um 1,3 Prozent. Besonders unter Druck standen die Bankenwerte. So fielen die Aktien der in Mailand notierten Unicredit um rund zwei Prozent. In Frankfurt verloren Commerzbank 2,5 Prozent und Deutsche Bank 1,6 Prozent.

Die Angst vor einem Überschwappen der Schuldenkrise auf Italien hat am Montag die Aktienkurse europaweit auf Talfahrt geschickt. Der Dax rutschte um ein Prozent auf 7325 Punkte ab. Der Standardwerte-Index der Mailänder Börse notierte am späten Vormittag 1,1 Prozent im Minus. Der EuroStoxx50 verlor 1,4 Prozent, der Stoxx50 – mit Werten aus der Schweiz und Großbritannien – nur 0,5 Prozent. An den Rentenmärkten zogen die Renditen der italienischen Staatsanleihen weiter an. Die Kreditausfallversicherungen für fünfjährige italienische Anleihen verteuerten sich so stark wie noch nie. Der Euro verlor mehr als einen US-Cent auf 1,4120 Dollar.

„Niemand weiß, wo das noch enden wird und wann der nächste Domino-Stein fällt. Aber man kann die Investoren nicht vom Spekulieren abhalten“, erklärte Aktienstratege Jeremey Batstone-Carr vom britischen Brokerhaus Charles Stanley. EU-Ratspräsident Herman van Rompuy hat für Montagmittag ein Sondertreffen einberufen, an dem unter anderem auch EZB-Chef Jean-Claude Trichet teilnehmen wird. Laut EU-Kreisen soll es dabei nicht nur um ein zweites Hilfspaket für Griechenland, sondern auch um die Gefahr einer Ausweitung der Krise auf Italien gehen. Einem Zeitungsbericht zufolge fordert die EZB zum Schutz von Italien eine deutliche Aufstockung des Euro-Rettungsschirms.

(abendblatt.de/dpa)