Die Bank Of America steht vor einem Rekordvergleich. Die Summe übersteigt die Gewinne des Instituts. Deutsche Institute profitieren.

New York. Die Bank Of America steht Medienberichten zufolge vor einem folgenschweren Milliadenvergleich. Eine Gruppe von Investoren klagt gegen die US-Bank, weil sie in der Finanz- und Wirtschaftskrise mit Hypothekenpapieren des Instituts schwere Verluste eingefahren haben. Nun soll es zu einem Vergleich kommen: 5,9 Milliarden Euro soll die Großbank zahlen, um eine außergerichtliche Einigung zu erwirken. Das berichtet das "Wall Street Journal" und beruft sich auf eine eingeweihte Person. Von dem Vergleich profitieren auch deutsche Institue. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die Bayerische Landesbank (BayernLB) dürfen sich auf einen Geldsegen aus Übersee freuen.Sie gehörten mit zu der Investorengruppe. Sollte es tatsächlich zu der Zahlung kommen, wäre das der größte Vergleich, den jemals ein Kreditinstitut geschlossen hätte. Die Summe übersteigt alle Gewinne, die die Bank of America in den vergangenen drei Jahren erzielt hat. Sollte die Lösung unterschrieben werden, dürften Investoren auch weitere Anbieter von hypotheken-besicherten Wertpapieren wie Wells Fargo und JPMorgan Chase unter Druck setzen.

Die Bank Of America ist einer der Verlierer der Finanz- und Wirtschaftskrise. Bis zuletzt litten sie unter faulen Krediten aus den Zeiten des Immobilienbooms in den USA. Die Bank gilt als eine der bedeutendsten Kreditgeber des Landes. Mitten in der Krise hat sie sich jedoch überhoben. Sie übernahm den wichtigen Immobilienfinanzierer Countrywide übernommen, als dieser schwächelte. Der Zukauf erweist sich im Nachhinein als Fehlgriff. Countrywide hatte einen Teil seiner Kredite zu Wertpapieren gebündelt und weiterverkauft. Eine Gruppe von 22 hochkarätigen Investoren fühlt sich nach Angaben des „Wall Street Journal“ jedoch von Countrywide übers Ohr gehauen; so seien die Kreditnehmer weniger zuverlässig als versprochen. Unter den Investoren seien die Federal Reserve Bank of New York, der Vermögensverwalter Blackrock und der Versicherer MetLife.

Im gerade zu Ende gehenden zweiten Quartal erwartet die US-Großbank nun wegen der problematischen Geschäfte aus der Vergangenheit einen Verlust von unterm Strich 8,6 Milliarden bis 9,1 Milliarden Dollar. „Wir werden weiterhin mit aller Kraft daran arbeiten, bei den Hypotheken-Themen aufzuräumen“, sagte Bankchef Brian Moynihan am Mittwoch. Dies geschehe im besten Interesse der Anteilseigner. Die Investorengruppe hatte noch im vergangenen Herbst damit gedroht, den Streit vor Gericht auszutragen. Seither liefen im Hintergrund Verhandlungen über eine Einigung – angespornt von einem Vergleich, den die Bank bereits mit staatlichen Immobilienfinanzierern ausgehandelt hat. Die 8,5 Milliarden, die die Bank of America jetzt auf den Tisch legt, sind mehr als drei Mal so viel, wie sie einst für Countrywide bezahlt hatte.

Noch hat der Verwaltungsrat dem Vergleich nicht zugestimmt. Das oberste Gremium der Bank trifft sich am Donnerstag zu einer Beratung. Die Aussicht auf einen Vergleich mit den privaten Investoren trieb den Aktienkurs der Bank nachbörslich 3,5 Prozent in die Höhe. Später lag das Plus bei rund einem Prozent.

(abendblatt.de/dpa)