Institut: Die Arbeitslosigkeit sinkt auf den Wiedervereinigungs-Tiefstand. IWH: Staatsdefizit dürfte 2011 und 2012 deutlich sinken
Berlin. Der kräftige Aufschwung in Deutschland drückt die Zahl der Arbeitslosen nach Ansicht des IWH-Instituts 2012 auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung. Im Jahresschnitt dürften 2,526 Millionen ohne Job sein und die Arbeitslosenquote auf 5,8 Prozent sinken, wie das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Mittwoch mitteilte. „Die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt kräftigt die Binnennachfrage.“ Zugleich dürfte die Beschäftigung auf das Rekordhoch von 41,3 Millionen klettern. Für das laufende Jahr erwarten die Hallenser Forscher im Schnitt 2,87 Millionen Arbeitslose. Die Konjunktur dürfte um drei Prozent anziehen und damit an das Boomjahr 2010 weitgehend anknüpfen. Für 2012 erwarten die Experten ein Wachstum von 1,9 Prozent.
Das Institut geht davon aus, dass sich „der Aufschwung in Deutschland kraftvoll fortsetzen dürfte“. Dafür sprächen die weiter lockere Geldpolitik mit günstigen Zinsen, die Dynamik in den Schwellenländern und die guten Investitionsbedingungen. Zudem werde die Erholung Geld in die öffentlichen Kassen spülen. Das deutsche Staatsdefizit werde in diesem und im nächsten Jahr unter die für die EU-Länder relevante Drei-Prozent-Grenze im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung sinken. Für 2011 erwarten die IWH-Forscher ein Defizit von 1,4 Prozent, für 2012 von 0,4 Prozent.
Risiken für die deutsche Konjunktur kommen nach IWH-Einschätzung vor allem von außen. Die Forscher gehen zwar von einer raschen Beruhigung der Lage in den arabischen Ländern aus, „die aktuelle Gefahr einer neuen Ölkrise besteht jedoch“. Zudem könnte es in Schwellenländern zu einer Überhitzung kommen. Auch die Inflation oder Nachwirkungen aus der Krise in den Industriestaaten könnten belasten. „Vielerorts sind die Strukturprobleme der Finanzpolitik und der Bankenaufsicht nicht gelöst.“