Betroffene Nutzer bekämen automatisch eine Software auf ihre Smartphones aufgespielt, die alle Spuren der spionierenden Apps beseitigen soll.

New York/Berlin. Nach der jüngsten Attacke mit bösartigen Apps auf das Google-Betriebssystem Android ist der Internet-Konzern dabei, die Handys betroffener Nutzer zu säubern. Die heruntergeladenen Schad-Programme werden derzeit von den Mobiltelefonen gelöscht, wie Google in der Nacht zu Sonntag mitteilte. Betroffene Nutzer bekämen auch automatisch eine Software auf ihre Smartphones aufgespielt, die alle Spuren der spionierenden Apps beseitigen soll.

Der Angriff auf die Android-Plattform war am Dienstag aufgefallen. Nach Berichten von Sicherheitssoftware-Spezialisten gab es mehr als 50 Programme für die Smartphones, die versuchten, persönliche Daten abzugreifen. Google betonte nun, den Angreifern sei es höchstens gelungen, die Identifizierungsnummer des Telefons herauszufinden und welche Android-Version auf dem Gerät läuft.

Nach Schätzungen von Android-Enthusiasten wurden zwischen 50.000 und 200.000 der bösartigen Apps heruntergeladen. Google nannte auch am Wochenende keine Zahlen dazu. Die Angreifer tarnten ihre Schadsoftware als harmlose Apps wie zum Beispiel als Bildbearbeitungs-Programm und Währungsumrechner. Sie waren noch am Dienstag aus der Download-Plattform Android Market entfernt worden.

Der Großteil der Computer-Telefone läuft bisher ohne Sicherheitssoftware wie Virenscanner oder Firewall. Experten warnen aber seit langem, dass Online-Kriminelle immer stärker Smartphones angreifen werden. Bisher stehen vor allem die traditionellen PCs im Visier der Attacken, doch mit der Ausbreitung der Computer-Telefone werden auch diese zu einem lukrativeren Ziel. Android ist inzwischen die Nummer eins unter den Smartphone-Plattformen und nach Ansicht vieler Experten auf dem Weg, die Führung im gesamten Handy-Markt zu übernehmen. Google betreibt Android als offene Plattform, bei der die Apps im Gegensatz etwa zu Apples App Store für iPhone und iPad keiner Vorab- Prüfung unterzogen werden. Allerdings werden Software-Entwickler bei der Registrierung erfasst und können später ausfindig gemacht werden.

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Die Attacke blieb offenbar ohne schwerwiegende Folgen: Die US-Technologiebörse Nasdaq hat einen Hackerangriff auf eines ihrer Computersysteme bestätigt, der den Angaben zufolge aber nicht den Börsenhandel beeinflusste. Mit dem regulären Überwachungssystem der Nasdaq seien „verdächtige Dateien“ entdeckt worden, erklärte der Sprecher des Nasdaq-Dachunternehmens Nasdaq OMX Group, Frank DeMaria, am Sonnabend in New York. Von dem Angriff „potentiell betroffen“ gewesen sei der Internet-basierte Directors Desk, über den weltweit rund 10.000 Unternehmensmanager online Informationen austauschen können. Die Plattform wird unabhängig von den Handelssystemen der Nasdaq betrieben, daher sei der Börsenhandel „in keiner Weise“ betroffen gewesen.

Die verdächtigen Dateien seirn „sofort entfernt“ worden, versicherte DeMaria. Das US-Justizministerium sei über den Vorfall informiert worden und habe eine Untersuchung eingeleitet. Außerdem habe die Nasdaq zusätzlich private Firmen mit Ermittlungen beauftragt. Ein Sprecher der Bundespolizei FBI wollte auf Anfrage keine Stellungnahme zum Stand der Ermittlungen abgeben.

Laut DeMaria baten die Ermittler die Nasdaq, den Hackerangriff mindestens bis zum 14. Februar geheimzuhalten, um die Ermittlungen zu erleichtern. Nachdem die Zeitung „Wall Street Journal“ aber kürzlich über den Vorfall berichtet habe, habe das Unternehmen beschlossen, seine Kunden zu informieren.

Der Experte für Internetsicherheit Clifford Neuman, der an der University of Southern California lehrt, warnte vor „ernsthaften Auswirkungen eines solchen Eindringens“ von Hackern in das Nasdaq-System. Die Hacker hätten dadurch möglicherweise so viele Erkenntnisse über das System gewonnen, dass sie nun auch das Handelssystem der Nasdaq angreifen könnten. Außerdem könne ein Hacker selbst ohne ein Eindringen in das Online-Handelssystem die Börsenkurse manipulieren, indem er durch die Cyber-Attacke gewonnene Informationen nutze.

Nasdaq OMX erklärte allerdings, „wachsam gegenüber solchen Angriffen“ zu sein. Unternehmenssprecher DeMaria führte aus, es gebe ständig Hackerangriffe gegen Regierungen und Unternehmen. Das Unternehmen arbeite daher mit den US-Behörden zusammen und habe wertvolle technische Ratschläge erhalten. An der Nasdaq werden unter anderem Aktien von Internet-Schwergewichten wie Google und Yahoo gehandelt.

(dpa/abendblatt.de)