Wegen des massenhaften Verkaufs von Smartphones ist der Markt im Umbruch. Weltweit sollen dieses Jahr 1,4 Milliarden Handys verkauft werden.

Berlin. Jeder vierte Haushalt in Deutschöand hat schon eins: Die Mobilfunkanbieter machen dank der massenhaften Verbreitung von Smartphones immer mehr Umsatz mit dem mobilen Internet. Zugleich sinkt der Erlös aus dem klassischen Geschäft mit Telefonaten, wie der Branchenverband Bitkom am Montag in Berlin bekanntgab. 2010 wurden in Deutschland 27,5 Millionen Handys verkauft, 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz stieg um 15 Prozent, vor allem getrieben durch die Smartphones.

In diesem Jahr soll mehr als jedes dritte verkaufte Mobiltelefon ein Smartphone sein, wie der Verband auf Grundlage von Berechnungen der europäischen Informationstechnik-Organisation Eito vorhersagte. «Die Smartphones erobern den Markt», sagte Bitkom-Präsidiumsmitglied Friedrich Joussen, der zugleich Chef des Mobilfunkanbieters Vodafone Deutschland ist. Der Markt befinde sich in einem «erheblichen Umbruch». Smartphone kosteten demnach im vergangenen Jahr durchschnittlich 228 Euro, andere Handys aber nur 125 Euro. So konnten die Hersteller den Umsatz stärker steigern als die Zahl der abgesetzten Geräte. Rechnerisch kommen auf jeden Bundesbürger 1,5 Mobilfunkanschlüsse.

Die Hersteller kalkulieren laut Bitkom dieses Jahr mit 28,7 Millionen verkauften Mobiltelefonen, 10,1 Millionen davon sollen Smartphones sein. Das wären 36 Prozent mehr als 2010. Diese werden zum Umsatzbringer: 2,1 Milliarden Euro des Gesamtumsatzes von 4,4 Milliarden Euro wollen die Hersteller dieses Jahr mit Smartphones machen. Derzeit existieren Bitkom zufolge weltweit rund 520.000 mobile Applikationen (Apps) für die unterschiedlichen Betriebssysteme. Damit können die Nutzer Nachrichten und elektronische Bücher lesen, den Weg zu ihrem nächsten Ziel suchen oder sich die Zeit mit Spielen vertreiben.

Dieses Jahr werden der Bitkom-Prognose zufolge weltweit 1,4 Milliarden Handys verkauft, das sind rund neun Prozent mehr als noch 2010. Wachstumstreiber mit einem Absatzplus von rund 16 Prozent sind die aufstrebenden Wirtschaftsmächte Brasilien, Russland, Indien und China. Mehr als zwei von fünf Handys sollen dieses Jahr in einem dieser vier Länder über den Ladentisch gehen.

Dieses Jahr wird der Umsatz mit mobilen Datendiensten in Deutschland laut Bitkom um zwölf Prozent auf sieben Milliarden Euro steigen. Im vergangenen Jahr waren es 6,3 Milliarden Euro. Nach der jüngsten Schätzung hat sich die Datenmenge im deutschen Mobilfunk im vergangenen Jahr auf 70 Millionen Gigabyte mehr als verdoppelt. Das entspricht dem Inhalt von 15 Millionen DVDs. Weil die Preise für den Datentransfer rapide sinken und immer mehr Nutzer auf Flatrates setzen, steigt das Volumen deutlich schneller als der Umsatz.

Bei den reinen Handy-Telefonaten rechnet der Verband wegen sinkender Preise in diesem Jahr mit einem Umsatzrückgang um 3,5 Prozent. Schon 2010 sank der Umsatz mit Sprachdiensten um 2,2 Prozent auf 16,3 Milliarden Euro. Mittelfristig würden Daten- und Sprachdienste ohnehin zusammenwachsen, sagte Joussen der Nachrichtenagentur dapd. Mit der Verbreitung des neuen, besonders schnellen Mobilfunkstandards LTE würden Telefonate zunehmend in Datenpakete verwandelt und über eine Internetverbindung verschickt.

Googles Offensive: Auf Android folt Honeycomb

Google gönnt dem Konkurrenten Apple keine Atempause: Nachdem der Internetriese mit seinem Betriebssystem Android bereits den Smartphone-Markt erobert hat, bläst der Konzern jetzt zum Angriff auf das iPad. Unter dem Codenamen Honeycomb (Honigwabe) stellte Google jetzt die neueste Version seiner Software vor, die speziell auf die wachsende Zahl von Tablet-Computern zugeschnitten ist.

Die bisherige Android-Version (Codename Lebkuchen) lief auf den flachen, tastaturlosen Rechnern zwar auch, doch wurde sie ursprünglich für Internethandys entwickelt. Das neue System nutzt nun den Platz auf den größeren Bildschirmen von Tablets besser. Größere Symbole sollen dafür sorgen, dass sich die Geräte über ihre berührungsempfindlichen Touchscreens besser bedienen lassen.

Musikdateien, Fotos, Videos und Internetseiten lassen sich zudem zu virtuellen Stapeln auftürmen, in denen man mit dem Finger herumwühlen kann. Ein integrierter Buchladen und E-Book-Reader soll es außerdem erlauben, sich "Millionen von Büchern" aufs Tablet zu laden. Allerdings wird voraussichtlich nur ein Bruchteil davon auf Deutsch verfügbar sein.

Wer ein Android-Smartphone oder einen Tablet-PC mit dem Google-System besitzt, kann über den Android-Marketplace zusätzliche Miniprogramme - sogenannte Apps - herunterladen. Diese sind häufig kostenlos, teilweise kosten sie Geld. Diesen Softwareladen hat Google nun ausgebaut. Künftig können Nutzer etwa von jedem Computer über das Internet die Anwendungen erwerben. Sie werden dann direkt auf das Handy oder den Tablet-Rechner geschickt. Bislang funktionierte die Installation bei Tablets nur unzureichend.

Zudem wird es künftig möglich sein, auch aus den Miniprogrammen selber heraus zusätzliche Apps herunterzuladen. Das hatten sich viele Softwareentwickler gewünscht, um mit den Anwendungen besser Geld verdienen zu können. Denkbar ist etwa, dass Nutzer von Navigationsprogrammen auf diese Weise zusätzliche Karten erwerben. Bei Apple gibt es diese Funktion bereits seit Längerem unter dem Namen In-App-Käufe.

Viel Arbeit haben die Entwickler auch in die Verbesserung der Grafikfähigkeiten von Android gesteckt. Eine Technik namens Renderscript sorgt dafür, dass sich die vielen animierten Elemente auf der Benutzeroberfläche ruckelfrei darstellen lassen. Daneben ist diese Technik auch für Spieleentwickler interessant, lassen sich mit ihr doch Games mit aufwendigen 3-D-Effekten programmieren. Auch in diesem Segment hat Apple mit dem eigenen Betriebssystem iOS bislang die Nase vorn.

Analysten lobten das neue Google-System als profund, aber nicht spektakulär. "Es verkürzt den Abstand zu Apple um ein gutes Stück", sagte Colin Gillis, Analyst bei der Beratungsfirma BGC. "Aber es hat nichts, was mich über Nacht dafür anstehen lassen würde."

Bislang ist Apple mit seinem iPad unangefochtener Marktführer bei Tablet-Computern, seit April verkaufte der Konzern fast 15 Millionen Geräte. Allerdings übertrumpfte Google mit seinem Verkaufserfolg auf dem Gebiet der Smartphones zuletzt die gesamte Konkurrenz: Dem Marktforscher Canalys zufolge errang Android im Schlussquartal 2010 den ersten Platz unter den Handybetriebssystemen.

Ob Google das Gleiche im Tablet-Segment gelingen wird, hängt vom Erfolg bei den Geräteherstellern, Mobilfunkbetreibern und App-Programmierern ab. Der Internetriese selbst entwickelt keine eigenen Tablet-PC. Als erstes Gerät mit dem neuen Betriebssystem wird voraussichtlich das Motorola Xoom auf den Markt kommen. Die Einführung des Tablets ist in den USA noch in diesem Monat vorgesehen, wann es in Deutschland verfügbar sein wird, steht aber noch nicht fest. Weitere Geräte sind für März angekündigt.

Im laufenden Jahr werde Google Apple allerdings noch nicht vom Tablet-Thron stoßen, schätzt Analyst Richard Shim von der Marktforschungsgesellschaft Display Search. Den größten Anteil des erwarteten Absatzes von 55,7 Millionen Geräten werde weiter Apple auf sich vereinen. Experten gehen davon aus, dass der Konzern mit dem Apfellogo in Kürze den Nachfolger des iPads präsentieren wird. Das Gerät wird vermutlich über Kameras zur Videotelefonie sowie über ein Display mit einer höheren Auflösung verfügen.

(dapd/abendblatt.de)