In einem Airbus A321 fielen plötzlich die Bildschirme im Cockpit aus. Das Flugzeug ließ sich minutenlang nicht mehr steuern.
Paris. Erst der Triebwerksbrand und die Notlandung eines Qantas-Airbus , jetzt hat Airbus neue Probleme – diesmal beim Bestseller A320. Nachdem in einem Airbus A321 der British Midland International plötzlich die Cockpit-Bildschirme zeitweise ausgefallen waren, plant der Hersteller Änderungsempfehlungen. "Das Problem ist bekannt, und wir haben in enger Zusammenarbeit mit der Untersuchungsbehörde an einer Lösung gearbeitet. Die wird in Kürze als Empfehlung herausgeben“, erklärte ein Airbussprecher in Toulouse.
Er bestätigte damit einen Bericht des „Wall Street Journals“, das von einer bevorstehenden weltweiten Warnung des Flugzeugherstellers wegen fehlerhafter Elektronik berichtete. Vorangegangen war im August ein Zwischenfall an Bord einer A321 der British Midlands auf einem Nachtflug von der sudanesischen Hauptstadt Khartum nach Beirut. Die A321 ist die Langversion der zweistrahligen A320, die es auch in der verkürzten Form als A319 gibt.
Der Jet habe mehrere Minuten lang nicht mehr auf die Steuerbefehle der Cockpit-Crew reagiert und eine bedenkliche Schräglage in der Luft gehabt. Die Zeitung berief sich bei ihren Informationen auf einen Bericht der britische Luftfahrtbehörde, die in Kürze auch eine Empfehlung an die Airlines veröffentlichen will. In modernen Flugzeugen kommt der Elektronik eine große Rolle bei der Steuerung der Passagiermaschinen zu. Zudem werden viele Anzeigen für den Betrieb der Triebwerke, die Lage im Raum wie auch die Navigation den Piloten heute auf Computerbildschirmen angezeigt.
Rolls-Royce muss alle Triebwerke reparieren
Der Motorenbauer Rolls-Royce muss nach der Notlandung des Qantas-Airbus alle Triebwerke dieses Typs reparieren. Die Triebwerke vom Typ Trent 900 werden derzeit in 20 Großraum-Airbus-Flugzeugen der Lufthansa, der australischen Qantas und der Singapore Airlines eingesetzt. Rolls-Royce erklärte am Freitag in London, der Fehler betreffe die gesamte Serie.
Eine A380 der Qantas mit 433 Passagieren an Bord hatte vor einer Woche in Singapur notlanden müssen, weil eines der vier Triebwerke in Brand geraten und geborsten war. Als Ursache sei jetzt ein fehlerhaftes Bauteil festgestellt worden, teilte Rolls-Royce mit. Es habe einen Ölbrand entfacht, der die Turbinenscheibe zerstörte. Rolls-Royce werde die fragliche Komponente jetzt austauschen, kündigte Vorstandschef John Rose an. Man arbeite mit Airbus zusammen, damit die gesamte Flotte schrittweise wieder in Betrieb genommen werden könne.
Airbus befürchtet weitere Verzögerungen
Airbus befürchtet wegen des notwendigen Austauschs eine weitere Verzögerung bei der Auslieferung neuer A380-Flugzeuge. Vorstandschef Thomas Enders sagte am Freitag: „Das könnte Auswirkungen auf die Auslieferungen 2011 haben.“ Stornierungen oder Abbestellungen seien aber kein Thema. Dieses Jahr würden wie geplant 20 Airbus A380 an Kunden übergeben.
Obwohl der Airbus-Gewinn "durch das A380-Programm weiterhin erheblich beeinträchtigt“ wird, erhöhte EADS-Konzernchef Louis Gallois die Ergebnisprognose für dieses Jahr. Airbus profitiere vom Aufschwung der Fluggesellschaften und werde mehr als 500 Maschinen ausliefern. Deshalb rechnet EADS mit einem Umsatzanstieg von 43 auf 44 Milliarden Euro und einem Betriebsgewinn (Ebit) von 1,1 Milliarden Euro nach Einmaleffekten. Im vergangenen Jahr hatte EADS einen operativen Verlust von 0,3 Milliarden und unter dem Strich ein Minus 0,8 Milliarden Euro gemacht. Neben dem A380 belasten auch die Probleme beim Militärtransporter A400M und die Entwicklungskosten für das neue Langstreckenflugzeug A350 das Ergebnis stark. Die Rentabilität von Airbus werde erst "mittelfristig erheblich steigen“, sagte Gallois.
Rolls-Royce dagegen senkte seine Gewinnprognose für das laufende Jahr. Wegen der Triebwerksprobleme werde der Zuwachs etwas geringer ausfallen als erwartet, kündigte das Unternehmen an.