Nach der Notlandung eines Airbus A380 muss der Flugzeugmotorenhersteller Rolls-Royce alle ausgelieferten Triebwerke des Typs Trent 900 reparieren. Ursache für die Explosion in dem Triebwerk des Airbus war auslaufendes Öl, das einen Brand ausgelöst hatte. Der Defekt betreffe nur die Triebwerksbaureihe Trent 900, erklärte das Unternehmen bei der Veröffentlichung seiner Quartalszahlen. Der Zwischenfall hänge mit einer bestimmten Triebwerkskomponente zusammen.
Rolls-Royce-Chef John Rose erklärte, man arbeite mit Airbus zusammen, damit schrittweise die gesamte Flotte wieder in Betrieb genommen werden könne. Der Fehler betrifft laut Rolls-Royce die gesamte Serie von Trent-900-Triebwerken, beschränkt sich aber auf eine bestimmte Komponente der Turbine. Durch den Defekt sei ein Ölbrand entfacht worden, der wiederum zum Bruch der Turbinenscheibe geführt habe.
Nach Angaben von Airbus-Manager John Leahy identifizierte Rolls-Royce ein fehlerhaftes Lagergehäuse als Ursache des Öllecks, das bei der Qantas-Maschine einen Turbinenbrand ausgelöst hatte. In neueren Versionen des Trent-900-Triebwerks sei dieses Problem bereits behoben worden, sagte Leahy laut einem Bericht der australischen Zeitung „The Herald Sun“ in Sydney. Nun müsse dies auch bei den älteren Versionen nachgeholt werden.
Rose kündigte an, Rolls-Royce werde die fragliche Triebwerkskomponente „im Rahmen eines vereinbarten Programms„ austauschen. Die Sicherheitsüberprüfungen würden in Zusammenarbeit mit den Luftaufsichtsbehörden weitergehen.
Für das Gesamtjahr senkte das britische Unternehmen seine Prognose. Das Gewinnwachstum werde aufgrund des Triebwerksproblems etwas geringer ausfallen als erwartet, erklärte Rolls-Royce. Dennoch begrüßten die Märkte die Stellungnahme aus London nach Tagen des Schweigens. Die Aktie konnte zunächst zulegen. Seit dem Zwischenfall vergangene Woche war sie um 10 Prozent eingebrochen.
Die Angaben von Rolls-Royce decken sich mit den Erkenntnissen der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA). Um ähnliche Vorfälle zu verhindern, hatte die EASA am Donnerstag zusätzliche Sicherheitsüberprüfungen angeordnet. Die Fluggesellschaften müssen die im A380 eingesetzten Turbinen nach jeweils zehn Flügen entsprechend der von der Behörde festgelegten Kriterien durchsehen. Bei Auffälligkeiten dürfen die Flugzeuge nicht starten.
Die Triebwerke vom Typ Trent 900 werden in insgesamt 20 Flugzeugen der Lufthansa, der australischen Qantas und der Singapore Airlines eingesetzt. Qantas kündigte am Donnerstag an, die A380 vorerst am Boden zu lassen. Die Sicherheit der Flotte müsse zunächst vollständig gewährleistet sein. Die Ausfälle würden durch andere Maschinen kompensiert. Die Lufthansa wollte die A380 dagegen weiterhin starten lassen.
Der von dem Triebwerksausfall betroffene Qantas-Airbus wurde einem Zeitungsbericht zufolge bei der Notlandung vergangene Woche in Singapur stärker beschädigt als bislang bekannt. Die Zeitung „The Australian“ berichtete am Freitag unter Berufung auf anonyme Quellen von einer Vielzahl ausgefallener Systeme. Das hätte beinahe zu einem schweren Unglück geführt. Die Trümmerteile des Triebwerks hätten unter anderem die Hydraulik, die Verkabelung und das Antiblockiersystem beschädigt. Außerdem sei die Feuerlöschanlage des kaputten Triebwerks ausgefallen.
Nach dem Ausfall des Triebwerks sei es der Besatzung nicht gelungen, Treibstoff zur Ausbalancierung der Maschine umzupumpen, berichtete die Zeitung. Das Fahrwerk habe manuell ausgefahren werden müssen. Der berechnete Ausrollweg sei nur 150 Meter kürzer gewesen als die Landebahn des Flughafens von Singapur.
Qantas habe auf Anfrage keinen Kommentar zum Ausmaß der Schäden abgeben wollen, heißt es in dem Bericht weiter. Die Fluggesellschaft habe aber auch der Aussage nicht widersprochen, dass die Maschine „erhebliche Schäden“ erlitten habe.