Airline kritisiert Urteil als Schlag gegen den Wirtschaftsstandort Deutschland. Lufthansa will Bedarf im Verfahren erneut deutlich machen.

Frankfurt/Main. Deutschlands größte Fluggesellschaft Lufthansa hat das Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen als schweren Schlag gegen den Wirtschaftsstandort Deutschland kritisiert. „Es besteht kein Zweifel, dass eines der größten Drehkreuze Europas im internationalen Wettbewerb zurückfallen wird“, erklärte Lufthansa-Chef Christoph Franz am Mittwoch. Das Bundesverwaltungsgericht hatte zuvor das Verbot von Flügen zwischen 23 Uhr und 5 Uhr in Frankfurt bestätigt.

Das Land Hessen hatte mit einer Verordnung für die neue Landebahn am Frankfurter Flughafen 17 Nachtflüge erlaubt. Dagegen hatten Kommunen, Privatpersonen und das Offenbacher Klinikum geklagt. Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) will um 13 Uhr zu dem Urteil Stellung nehmen. Das Land Hessen muss nun über die Zulassung von Nachtflügen neu entscheiden.

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Die Lufthansa werde in diesem neuen Verfahren „den Nachtflugbedarf am Standort Frankfurt erneut belegen“, teilte die Fluggesellschaft mit. Die Lufthansa hätte in einem neuen Planergänzungsverfahren die Möglichkeit, einen anderen Flugplan gemäß den Auflagen des Leipziger Urteils aufzustellen. Der Zahl der Flugbewegungen wären jedoch enge Grenzen gesetzt. Lufthansa werde auch in diesem Verfahren für ausgewählte nächtliche Flüge plädieren, erklärte Franz.

Das Nachbarland Rheinland-Pfalz begrüßte das Urteil: „Das ist ein guter Tag für die Menschen im Rhein-Main-Gebiet. Das Gericht hat anerkannt, dass der unerträgliche Lärm für Viele nicht mehr hinzunehmen ist“, erklärte Jürgen Häfner, Staatssekretär im Innenministerium, der das Land bei der Urteilsverkündung vertrat. Das Engagement sei jedoch noch nicht zu Ende. Noch immer sei der Lärm am Himmel eine unzumutbare Belastung für die Menschen der Rhein-Main-Region. Häfner bekräftigte daher die Forderung, die Flugbewegungen unmittelbar vor und nach den Kernzeiten der Nacht strikter zu begrenzen.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) forderte einheitliche Regeln für alle deutschen Flughäfen, damit eine Umleitung von Flügen auf Flughäfen mit längeren Betriebszeiten vermieden werde. „Die Einschränkung der Lebensqualität durch Fluglärm hat bei den Betroffenen in der Nähe von Flughäfen schwerste Krankheiten zur Folge. Die Entscheidung aus Leipzig muss deshalb Signalwirkung haben“, erklärte der VCD.

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Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit des Frankfurter Flughafens und der Fluggesellschaften machte sich dagegen auch der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft. „Damit verschlechtern sich die Entwicklungsmöglichkeiten in Frankfurt deutlich gegenüber den wichtigsten Konkurrenten in Europa und Nahost. In Amsterdam, Paris, London oder Dubai gibt es solche Beschränkungen nicht“, kommentierte BDL-Präsident Klaus-Peter Siegloch das Urteil. (Reuters/dapd/abendblatt.de)