Beim Umbau des Vorstandes hat die neue Führung der Deutschen bank ein Debakel erlebt. Offenbar wird dem geplanten neuen Risikochef William Broeksmit weit weniger vertraut als zuvor angenommen. Die Bafin soll dem Kandidaten keine Freigabe erteilt haben. Als neuer Kandidat wird Stuart Lewis gehandelt.

Frankfurt/Main. Die neue Führung der Deutschen Bank ist nach Medienberichten beim Umbau des Vorstandes auf Widerstand der Finanzaufsicht gestoßen. Die Bafin habe dem geplanten neuen Risikochef, dem Amerikaner William Broeksmit, bislang keine Freigabe erteilt, berichtete „Spiegel Online“ am Donnerstagabend unter Berufung auf Informationen aus Finanzkreisen. Für Freitag war angekündigt, dass der Aufsichtsrat des größten deutschen Geldhauses über ein umfangreiches Personalpaket abstimmt.

Eine Ersatzlösung für Broeksmit soll bereits gefunden worden sein. Dem Aufsichtsrat werde am Freitag der bisherige stellvertretende Risikovorstand Stuart Lewis vorgeschlagen. Das meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine Person im Umfeld des Gremiums. Die Bafin habe Bedenken gegen Broeksmit wegen seiner mangelnden Erfahrung bei der Führung einer größeren Zahl von Mitarbeitern gehabt, hieß es.

Weder von der Bafin noch von der Deutschen Bank lagen zu der Angelegenheit Stellungnahmen vor. „Zu Personalspekulationen und Marktgerüchten äußern wir uns grundsätzlich nicht“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bank der Nachrichtenagentur dpa.

Zuletzt war durchgesickert, dass das ab Juni amtierende Führungsduo Anshu Jain/Jürgen Fitschen mindestens zwei Vertraute von Noch-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann austauschen will. Risikovorstand Hugo Bänziger soll ebenso gehen wie Personal- und IT-Vorstand Hermann-Josef Lamberti. Offiziell verlässt Josef Ackermann die Deutsche Bank am 31. Mai – nach zehn Jahren an deren Spitze.

Als eines der neuen Vorstandsmitglieder war Broeksmit gehandelt worden. Er soll als Risikomanager der Deutschen Bank besonders enge Kontakte zu Jain haben. Laut „Spiegel Online“ baute er das Geschäft mit außerbörslich gehandelten Derivaten in Europa auf – jener Kategorie von Wertpapieren, der eine Mitschuld am Ausbruch der Finanzkrise gegeben werde.

Für Personal, Recht und das Europageschäft soll bei der Deutschen Bank der Investmentbanker Stephan Leithner zuständig sein, als Nachfolger Lambertis ist nach bisherigen Angaben der Jain-Vertraute Henry Ritchotte vorgesehen. (abendblatt.de/dpa)