Am Drehkreuz Frankfurt sind am Donnerstag noch22 Flüge ausgefallen. Kein neuer Streik geplant – Gewerkschaft für neue Verhandlungen.

Frankfurt/Main. Passagiere, die vom größten Flughafen Deutschlands abfliegen wollen, müssen keinen weiteren Flugausfälle oder Verspätungen befürchten: Am Frankfurter Flughafen drohen vorerst keine weiteren Arbeitskämpfe. „Im Moment denkt keiner an Streik“, sagte der Sprecher der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF), Matthias Maas, am Donnerstag. Nach dem gerichtlichen Stopp des Vorfeldstreiks vom Vortag stünden die Zeichen zunächst auf Aufarbeitung. Darum gehe es auch auf einer Fachbereichs- und Bundesdelegiertenkonferenz am Wochenende in Maastricht.

Das Arbeitsgericht Frankfurt am Main hatte am Mittwoch den bis dahin laufenden Vorfeldstreik auf dem größten deutschen Flughafen verboten. Bereits am Dienstag hatte es einen geplanten Solidaritätsstreik der Fluglotsen für unrechtmäßig erklärt.

Nach dem gerichtlichen Stopp des Ausstands normalisierte sich der Flugbetrieb am Donnerstag weitgehend. Es seien noch 22 Flüge annulliert worden, sagte ein Sprecher des Betreibers Fraport auf Anfrage.

+++ Gericht beendet Streik – GdF verzichtet auf Berufung +++

+++ Arbeitsgericht untersagt Streik der Vorfeldmitarbeiter +++

In dem Tarifkonflikt geht es um Beschäftigte der Verkehrszentrale, der Vorfeldkontrolle und der Vorfeldaufsicht. Für sie fordert die GdF unter anderem mehr Lohn. Knackpunkt ist das letzte Angebot der Fraport, in dem die Berufsgruppe der Follow-Me-Fahrer unberücksichtigt blieb.

Im liebsten wäre der GdF eine Rückkehr an den Verhandlungstisch, sagte Maas. Voraussetzung sei aber, dass alle drei Berufsgruppen berücksichtigt werden. Es könne auch nicht im Sinne des Betreibers sein, dass „irgendwann das Ganze von vorne losgehe“.

Auch Fraport signalisierte seinen Willen zur Einigung. Zugleich betonte ein Sprecher, dass das Unternehmen aus seiner Sicht ein gutes Angebot vorgelegt habe. „Es wäre begrüßenswert, wenn die GdF sich entscheidet, das Angebot anzunehmen.“

Ärger hat die Gewerkschaft indes auch an anderer Stelle. Am Donnerstagmittag war ein Gütetermin vor dem Frankfurter Arbeitsgericht angesetzt. Dabei geht es um Schadenersatzforderungen von Lufthansa, Air Berlin und Ryanair wegen zweier angedrohter Streiks der Fluglotsen im vergangenen Sommer.

Die Fluggesellschaften verlangen nach Angaben der GdF insgesamt rund 3,2 Millionen Euro. Maas sieht das Streikrecht infrage gestellt, sollte es Schadenersatz für nicht stattgefundene Streiks geben. Er sprach von einer Grundsatzfrage, die sicher durch alle Instanzen gehen werde, wenn die Klage nicht zurückgenommen werde.

Deutlich teurer könnte für die Gewerkschaft allerdings der Vorfeldstreik in den vergangenen beiden Wochen werden, sollten Fraport und Lufthansa Schadenersatz geltend machen. Dann drohe eine fast dreistellige Millionensumme, schätzte Maas. Er sieht die GdF dabei stellvertretend für Spartengewerkschaften unter Druck. Die Arbeitgeber wollten ein Exempel statuieren und kleine Gewerkschaften bändigen.

Die Lufthansa bekräftigte mit Blick auf mögliche Schadenersatzforderungen die bisherige Position. Der entstandene Schaden werde ermittelt, und wenn die Voraussetzungen gegeben seien, werde Schadenersatz geltend gemacht, sagte eine Sprecherin. (dapd/abendblatt.de)