Gläubiger erhalten Angebot zum Schuldenschnitt. Im Kampf gegen Steuersünder hat das Land erstmals Auslandskonten sperren lassen.

Athen. Am Freitag will die griechische Regierung ihren privaten Gläubiger das offizielle Angebot zum Schuldenschnitt unterbreiten, teilte das Büro des griechischen Regierungschefs Lucas Papademos mit. Einen Tag zuvor hatte das griechische Parlament nach einer mehrstündigen Debatte das Gesetz für einen Schuldenschnitt gebilligt. Für das Gesetz stimmten die Fraktionen der Sozialisten und der Konservativen am Donnerstag im Block, wie das Präsidium des Parlaments mitteilte.

Der geplante Schuldenschnitt soll den griechischen Schuldenberg um 107 Milliarden Euro verringern. Dafür müssen die privaten Gläubiger auf 53,5 Prozent ihrer Forderungen gegenüber Athen verzichten. Sollte sich keine Mehrheit unter den privaten Gläubigern zum freiwilligen Schuldenschnitt finden, sollen diese durch das Gesetz zum Forderungsverzicht gezwungen werden können, erklärte Finanzministerium. Zudem steht der Tausch der restlichen Papiere zu deutlich schlechteren Bedingungen auf der Agenda. Die neuen Anleihen sollen bis 2015 einen Zinssatz von 2 Prozent haben. Danach soll der Zinssatz stufenweise steigen – bis 2021 auf 3,0 Prozent, danach 4,3 Prozent. Verzicht und veränderte Konditionen summieren sich nach Berechnungen von Experten auf einen Verlust von über 70 Prozent des Nominalwerts der Anleihen.

Das von der Staatspleite bedrohte Land hat zudem erstmals ein riesiges Vermögen eines griechischen Unternehmers im Ausland sperren lassen. In Kooperation mit Schweizer Behörden ging die griechische Staatsanwaltschaft aktiv gegen Steuerhinterziehung. Dabei geht es um eine Summe von rund 158 Millionen Euro. Über den Fall hatte zuvor die “Süddeutsche Zeitung“ berichtet.

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Ein Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft sagte, es handle sich um drei Konten in der Schweiz, die der Athener Staatsanwalt Ioannis Dragatsis sperren ließ. Die Konten gehören demnach den drei Unternehmen. Dahinter wiederum solle sich angeblich der Unternehmer und ehemalige Besitzer der griechischen Proton Bank, Lavrentis Lavrentiadis, verbergen.

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Die Staatsanwaltschaft in Athen ermittelt wegen Betrug und anderer Delikte bei Proton. Lavrentiadis wird in den Akten bislang nicht als Beschuldigter geführt. Lavrentiadis weist seit Monaten alle Beschuldigungen zurück. Die griechische Boulevardpresse geht davon aus, dass griechische Unternehmer zwischen 200 Milliarden und 600 Milliarden Euro ins Ausland geschafft hätten. Eine Schätzung aus offiziellen Quellen liegt jedoch nicht vor. (dpa/abendblatt.de)