Unilever liefert keine Ware mehr an Schlecker. Der Konsumgüterkonzern fürchtet, dass die insolvente Drogeriekette nicht mehr zahlen kann.

Berlin/Frankfurt. Unilever hat seine Lieferungen an die insolvente Drogeriekette Schlecker eingestellt. „Solange die Situation so unklar ist, müssen wir uns zurückhalten“, sagte Unternehmenssprecher Konstantin Bark. Erst wenn der Insolvenzverwalter die Zahlung der Ware sicherstellen könne, werde der Konsumgüterkonzern die Drogeriekette wieder beliefern. „Wir gehen aber davon aus, dass sich die Situation klärt und Schlecker durch die Insolvenz eine Chance hat, am Markt zu bestehen“, sagte Bark. Die Bundesregierung will sich indes nicht in das Insolvenzverfahren einmischen.

Der Nivea-Hersteller Beiersdorf wollte sich nicht dazu äußern, ob er Schlecker weiter beliefert. Zu Geschäftspartnern äußere man sich nicht, teilte der Konzern mit. Wulf Klüppelholz, Sprecher des Konsumgüterkonzerns Henkel, verwies einem Bericht von Spiegel Online zufolge lediglich darauf, dass Forderungen aus der Zeit vor dem Insolvenzantrag versichert seien. „Finanziell würde uns ein Zahlungsausfall von Schlecker nicht betreffen“, sagte Klüppelholz. Henkel beobachte die Lage und werde dann entscheiden, ob die Drogeriekette noch mit Shampoo und Waschmittel beliefert wird. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz nahm am Dienstag Gespräche mit den Lieferanten auf, um den Betrieb am Laufen zu halten. „Ich bin zuversichtlich, dass die uneingeschränkte Betriebsfortführung kurzfristig sichergestellt werden kann“, sagte er.

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Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte auf Anfrage, es habe die Meldungen zur Beantragung einer Planinsolvenz mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Das Ministerium äußerte zwar für die Sorgen der Mitarbeiter Verständnis. Es sei nun aber Sache des Gerichts, zusammen mit den Hauptakteuren die Möglichkeiten einer Sanierung des Unternehmens zu prüfen. „In diesen Prozess kann und wird sich die Bundesregierung nicht einmischen“, erklärte das Ministerium von Ressortchef Philipp Rösler.

Mit einem Planinsolvenzverfahren soll versucht werden, einen Großteil der gut 7000 verbliebenen Schlecker-Filialen mit rund 30.000 Arbeitsplätzen im Lande zu retten.

Die Gewerkschaft Verdi sieht inzwischen einen Hoffnungsschimmer für die Mitarbeiter. Sie pocht aber auf die Einhaltung der geltenden Tarifverträge. Die Ankündigung von Insolvenzverwalter Geiwitz, er, die Eigentümerfamilie und das Management sähen sich „auch im Rahmen des Insolvenzverfahrens den tarifvertraglichen Regelungen verpflichtet“, sei ein Signal an die Beschäftigten, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Sie deute darauf hin, dass sich Schlecker der Verantwortung für die Mitarbeiter bewusst sei. (Reuters)