Auf der Suche nach einer sicheren Anlage sind Investoren bereit, eine Prämie zu zahlen, Deutschland und Dänemark profitieren davon.

Frankfurt/Main. Um Ländern, die einen stabilen Ruf genießen, Geld zu leihen zu können, zahlen Anleger neuerdings drauf – zuletzt was das bei Deutschland und Dänemark der Fall. Eine Schuldverschreibung mit sechsmonatiger Laufzeit für Deutschland wurde am Montag zu einem negativem Zinssatz unter Investoren versteigert. Warum drängen Investoren dem Bund ihr Geld so sehr auf, dass sie sogar eine Prämie zahlen? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Warum legen Anleger ihr Geld nicht lieber unter die Matratze?

Die Investoren des jüngst versteigerten deutschen Geldmarktpapiers sind vor allem Großanleger, in erster Linie Banken. Deshalb gelten bei der Geldanlage andere Kriterien als für Privatpersonen. Bei den investierten Mitteln handelt es sich nicht um Bargeld. Geldmengen von knapp vier Milliarden Euro, um die es bei der Versteigerung ging, würden in keinen Sparstrumpf passen. Eine Bank kann zudem kein Geld in Form von Sichtguthaben bei sich selbst anlegen. Das heißt, sie steht unter ständigem Druck, ihre verfügbaren Mittel zu investieren.

Müssen deshalb gleich negative Zinsen in Kauf genommen werden?

Nein. Aufgrund der prekären Lage an den Finanzmärkten angesichts der schwelenden Schuldenkrise im Euroraum und konjunktureller Risiken für die Weltwirtschaft setzen Investoren jedoch verstärkt auf Sicherheit. Dafür sind sie bereit, auf Rendite zu verzichten und in Ausnahmefällen sogar eine Prämie zu zahlen. Experten vergleichen diesen Negativzins mit einer Parkgebühr. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die sogenannte Liquidität. Um in der unberechenbaren derzeitigen Marktsituation flexibel zu bleiben, wollen Banken ihre Mittel kurzfristig verfügbar halten.

+++ Investoren schenken Deutschland Geld +++

+++ Dänische Staatsanleihen bieten Schutz und Verluste +++

Weshalb gilt eine Schuldverschreibung über sechs Monate als „liquide“?

Zum einen, da das entsprechende Wertpapier jederzeit bei der Europäischen Zentralbank (EZB) als Pfand für frisches Geld hinterlegt werden kann. Zum anderen, weil es über die Dauer seiner Laufzeit am sogenannten Sekundärmarkt frei handelbar ist. Das bedeutet zugleich, dass Investoren nicht zwangsläufig Verluste erzielen müssen. Sollte sich die Schuldenkrise im nächsten halben Jahr deutlich zuspitzen und die Nachfrage nach sicheren Titeln anziehen, könnte es durchaus auch mit Kursgewinnen wieder veräußert werden.

Gibt es keine lukrativeren Anlage-Alternativen?

Für Großanleger ist das Angebot an sicheren Investitionen in Krisenzeiten sehr begrenzt. Deutsche Schuldtitel sind einer von wenigen Zufluchtsorten, die noch in Frage kommen. Dass der Bund in den kommenden sechs Monaten in die Pleite schlittert, halten die Finanzmärkte für so gut wie ausgeschlossen. Natürlich könnte auch in Aktien, Unternehmensanleihen oder Staatspapiere anderer Länder mit höherer Verzinsung investiert werden. Doch das ist vielen Anlegern derzeit zu riskant. Geldmarktfonds oder andere Banken werden ebenfalls gemieden, da sich die Institute gegenseitig misstrauen.

Wieso haben Banken überhaupt Geld zu verschenken?

Um die angespannte Lage im Euroraum zu entschärfen und dem angeschlagenen Finanzsektor unter die Arme zu greifen, hat die EZB den Banken für den extrem langen Zeitraum von drei Jahren fast 500 Milliarden Euro zu äußerst günstigen Zinskonditionen geliehen. Die Hoffnung ist, dass die Geldhäuser damit die Kreditvergabe an die Realwirtschaft aufrechterhalten und Staatsanleihen von Krisenländern wie Spanien und Italien kaufen. Inzwischen zeichnet sich jedoch ab, dass ein großer Teil des Geldes stattdessen gehortet wird. Das lässt sich auch an den Rekordständen der Mittel ablesen, die Banken in Form kurzfristiger Einlagen bei der EZB bunkern. (dpa/abendblatt.de)