Durch die Fusion zur größten Börse entsteht ein Monopol auf dem europaischen Derivatemarkt – Almunia will das unterbinden.
Brüssel. Steht die Mega-Fusion der Deutschen Börse mit der NYSE Euronext vor dem Aus? Nach Aussagen aus Verhandlungskreisen will EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia die Fusion stoppen. Durch den geplanten Zusammenschluss zur größten Börse der Welt entstehe ein Monopol auf dem europäischen Derivatemarkt, was Almunia verhindern wolle. Das bestätigten am Dienstagabend zwei Gewährspersonen in Brüssel. Die Mitarbeiter Almunias hätten einen Entwurf für die offizielle Ablehnung der Fusion verfasst, der bereits an andere Kommissionsabteilungen versandt worden sei.
Es sei noch keine abschließende Entscheidung gefallen, sagte eine Sprecherin Almunias. Es gebe eine Frist bis zum 9. Februar, derzeit werde noch beraten. Selbst wenn er es wollte, könnte Almunia die geplante Megafusion nicht selbst verhindern, sondern benötigte dafür eine Mehrheit im Kollegium der 27 EU-Kommissare.
Über den geplanten Stopp der Fusion hatte zunächst die „Financial Times“ berichtet. Sie spekulierte, vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel könne versuchen, den Zusammenschluss noch zu retten. Viel Zeit bleibt den Börsianern aus Frankfurt und New York nicht, Druck auf das Kollegium zu machen. Der Beschluss der Kommissare werde vermutlich am 1., spätestens aber am 8. Februar getroffen, sagte eine Sprecherin Almunias.
+++ EU-Wettbewerbshüter haben weiterhin Bedenken +++
+++ Fusion: Deutsche Börse und NYSE verlängern Frist +++
Eigentlich wollten sich die Deutsche Börse und ihr US-Wettbewerber NYSE Euronext schon bis Ende 2011 zur weltweit führenden Börsenorganisation zusammenschließen. Aktionäre und US-Behörden haben den Zusammenschluss schon abgesegnet. Widerstand gibt es indes nicht nur aus Brüssel. Auch die hessische Börsenaufsicht hat Bedenken geäußert.
NYSE Euronext und die Deutsche Börse haben erklärt, die Fusion werde Kontinentaleuropa als Finanzzentrum stärken und die Kosten für Banken und andere Finanzinstitutionen sinken lassen. Die Kritik an der geplanten Fusion konzentriert sich auf den Derivatehandel beider Unternehmen: NYSEs Liffe und Euronex der Deutschen Börse. Die Kommission habe die Unternehmen aufgefordert, eine der zwei Plattformen zu verkaufen, erklärte eine Gewährsperson. Die Unternehmen hätten das abgelehnt. (dpad/abendblatt.de)