Volvo-Boss Stefan Jacoby will das ehrgeizige Absatzziel von 800.000 Autos früher erreichen und die deutschen Nobelmarken angreifen.

Detroit. Noch sieht Volvo die Rücklichter der Konkurrenz: Doch der schwedische Autobauer nähert sich auf der Überholspur den drei deutschen Premiummarken BMW, Audi und Mercedes. Volvo steuert sein bisher für 2020 ausgegebenes Ziel von 800.000 Autos pro Jahr deutlich eher an. „Wir wollen das Ziel früher erreichen“, bestätigte der Chef des schwedischen Herstellers, der Deutsche Stefan Jacoby, nun auf der Automesse in Detroit.

Der frühere VW-Topmanager kündigte einen Angriff auf den BMW 1er und den Audio A3 an: Im Frühjahr zeigt Volvo den fünftürigen V40 im kompakten Segment. „Damit wollen wir die Marke emotionaler machen“, sagte Jacoby.

Die Übernahme durch den chinesischen Geely-Konzern im Jahr 2010 war Volvo gut bekommen: Der Absatz stieg 2011 um 20 Prozent auf rund 450.000 Stück. Noch besser lief das Geschäft in Deutschland, wo der Absatz um 31 Prozent auf fast 34.000 Stück zulegte. In diesem Jahr will Jacoby weiter aufholen, er rechnet mit Wachstum in den USA und in China, nicht aber im schuldengeplagten Europa.

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Volvo war 2010 von Ford an den chinesischen Mischkonzern und Autohersteller Geely verkauft worden. Geely will mit Volvo in der Oberklasse angreifen, die auf dem von zahllosen neuen Millionären geprägten chinesischen Markt enorm schnell wächst. Jacoby hatte dem Unternehmen letztes Jahr das Absatzziel von 800.000 Stück für 2020 gesetzt.

In China bauen die Schweden zwei Fabriken, um dieses Ergebnis zu erreichen. In Detroit enthüllte Jacoby, dass diese auf je bis zu 150.000 Stück Jahresproduktion ausgelegten Werke bis 2014 fertig sein sollen. Zusammen mit den 450.000 Fahrzeugen aus dem Jahr 2011 wären das bereits 750.000 Stück – gleichzeitig stockt Volvo aber auch die Kapazität im Heimatwerk nahe Göteborg auf. „So lange mich die anderen nicht wahrnehmen, um so wohler fühle ich mich damit“, sagte Jacoby und meint die drei deutschen Premiumhersteller.

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Außer in die Fabriken steckt er hohe Millionenbeträge in die Entwicklung neuer Modelle, das erste komplett neue Auto wird für 2014 erwartet und soll deutlicheres „skandinavisches Design“ zeigen. Die gegenwärtigen Modellreihen stammen noch aus der Zeit im Ford-Konzern. Volvo setzt jetzt auf umweltfreundliche Fahrzeuge und will deutlich mehr Plug-in-Hybride verkaufen. Daneben entwickelt Volvo eine neue Motorenfamilie mit vier Zylindern und zwei Litern Hubraum und sucht einen Lieferanten für kleinere Motoren.

Jacoby nennt Volvo die „am schnellsten wachsende Luxusmarke“. Noch sind BMW, Audi und Mercedes jeweils etwa dreimal so groß wie die Schweden und legen ein flottes Tempo vor. Aber Volvo will nicht mehr aus dem Rückspiegel verschwinden. (dapd/abendblatt.de)