Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer: Bis 2015 ist jeder zehnte US-Neuwagen aus deutscher Produktion.
Duisburg. Die deutschen Autohersteller setzen zunehmend auf den amerikanischen Markt. Während im vergangenen Jahr 1,04 Millionen deutsche Autos verkauft wurden, sollen es 2015 bereits 1,48 Millionen sein. Damit soll 2015 etwa jeder zehnte US-Neuwagen aus deutscher Produktion sein. Nach der Studie des CAR Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen wird sich die Zahl der in Amerika verkauften deutschen Autos von 2005 bis 2015 sogar fast verdoppelt haben.
Der Direktor des CAR Centers, Ferdinand Dudenhöffer, sagt, dass Audi, BMW, Mercedes, Porsche und Volkswagen sich immer besser auf die Bedürfnisse der Amerikaner einstellen. „Das Luxussegment und die kleineren, kompakteren Fahrzeuge wachsen in den kommenden Jahren stärker als der Gesamtmarkt“, sagte der Autoexperte der Nachrichtenagentur dapd. „Das ist genau die Stärke der Deutschen.“ Insgesamt macht Dudenhöffer drei Faktoren aus, auf denen das Wachstum der deutschen Autohersteller in den USA bis 2015 fußt.
Erstens profitieren sie vom allgemeinen Erholungskurs des US-Automarkts nach der Finanzkrise. Während es 2007 noch 16,15 Millionen Autoverkäufe gab, brach der Absatz auf dem Gesamtmarkt 2009 auf 10,43 Millionen ein und erholte sich 2011 auf 12,78 Millionen verkaufte Neuwagen. Diese günstige Marktentwicklung halte an. Bis 2015 prognostiziert Dudenhöffer 14,9 Millionen Verkäufe, spätestens 2017 erreiche der Gesamtmarkt wieder das Niveau von 2007.
Der zweite Faktor sei der Erfolg von Volkswagen (VW). Bis 2010 war VW mit 257.000 Neuwagen und einem Marktanteil von 2,2 Prozent laut Dudenhöffer „ein Zwerg“ in den USA. „Das war ein schwerer Management-Fehler aus der Piech-Zeit, den Martin Winterkorn jetzt wieder ausbügelt.“ Der VW-Chef habe erkannt, dass er den amerikanischen Markt brauche, wenn er bis 2018 weltgrößter Autokonzern werden will.
Das neue VW-Werk in Chattanooga soll in diesem Jahr 150.000 Neufahrzeuge produzieren. Die meistverkauften Modelle sind Passat und Jetta. „Der Golf hingegen ist gar nicht nach dem Geschmack der Amerikaner“, sagt Dudenhöffer.
Die Investitionen in den USA zahlen sich laut Studie aus. Von 2011 bis 2015 steigern sich die Absatzzahlen nach der Prognose um 57 Prozent. Dudenhöffer rechnet damit, dass VW bis 2015 rund 513.000 Autos in Amerika verkauft – und damit mehr als jeder andere deutsche Hersteller in den USA. „43 Prozent der in den kommenden vier Jahren zusätzlich verkauften deutschen Fahrzeuge werden von VW gestellt“, prognostiziert Dudenhöffer.
Der dritte Erfolgsfaktor der deutschen Konzerne in den USA sind laut CAR Center die neuen Produkte. „Kompakte Geländewagen und umweltfreundliche Hybrid-Fahrzeuge ziehen zusätzliche Kunden an“, sagt Dudenhöffer. Der Porsche Cajun oder die kompakten Geländewagen (Kompakt-SUV) von Audi, Daimler und BMW könnten viele Neukunden anziehen. BMW und Mercedes hätten mit ihren eigenen Werken in den USA aber ein höheres Wachstumspotenzial als Audi.
Während Mercedes in der oberen Mittelklasse – also ab E-Klasse - am stärksten bleibe, werde BMW insgesamt mehr Neuwagen verkaufen. Dieser Trend bestätigt sich laut Studie auch in den kommenden Jahren. Bei BMW werden laut Dudenhöffer neben den kleineren Geländewagen, den beliebten Modellen der 3er-Reihe und dem Mini auch die Elektrofahrzeuge (i-Modelle) überzeugen, die ab 2013 eingeführt werden. (dapd)