Die “Sicherheits“-Einlagen der Banken bei der EZB belaufen sich auf 455,3 Milliarden Euro – EZB-Mitglied Asmussen verteidigt Anleihekäufe.

Frankfurt/Main. Das gegenseitige Misstrauen der Banken ist weiter hoch: Ihre Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) sind am Freitag auf den höchsten Stand seit der Einführung des Euro im Jahr 1999 gestiegen. Die Einlagen über Nacht lagen bei 455,3 Milliarden Euro, wie die EZB in Frankfurt mitteilte. Am Vortag hatten sich bei 443,7 Milliarden Euro gelegen. Zuletzt erreichten die Einlagen einen Rekord am Mittwoch bei 453,2 Milliarden Euro.

Die eintägigen Ausleihungen der Banken bei der EZB gingen hingegen erneut merklich zurück. Sie fielen von 4,8 Milliarden Euro auf 1,9 Milliarden Euro. Am vergangenen Freitag hatte der Wert bei 17,3 Milliarden Euro den höchsten Wert seit zwei Jahren erreicht.

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Die eintägigen Einlagen und Ausleihungen der Banken bei der EZB gelten als Zeichen für das Misstrauen der Institute untereinander. Normalerweise greifen Banken der Eurozone kaum auf diese sehr kurzfristigen Geschäfte mit der Notenbank zurück, da die Konditionen ungünstig sind. Ende 2011 hatte die EZB in einem Dreijahreskredit ein Volumen von fast 500 Milliarden Euro an Banken der Eurozone ausgeschüttet. Nach Einschätzung von Experten wird ein Großteil dieses Geldes nun über Nacht bei der EZB geparkt.

Für gewöhnlich versorgen sich die Banken lieber untereinander mit Zentralbankgeld. Dieser Handel am sogenannten Interbankenmarkt ist aber – ähnlich wie in der ersten Finanzkrise 2008 – erneut gestört. Ausschlaggebend sind die Schuldenkrise und das starke Engagement einzelner Institute in Staatsanleihen angeschlagener Euro-Staaten. Wegen der aktuell hohen Unsicherheit parken die Banken reichlich Liquidität bei der EZB, selbst unter Inkaufnahme von Zinsverlusten.

Das EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen hat unterdessen die Staatsanleihekäufe der Zentralbank gegen Kritik verteidigt. Die Käufe seien mit dem Mandat der EZB vereinbar, sagte der Ex-Finanzstaatssekretär dem Südwestrundfunk laut Vorabbericht. Der Kauf müsse aber zeitlich und vom Volumen her begrenzt werden. Und für eine engere Fiskal-Union müssten die EU-Länder selbst sorgen. „Der Ball liegt in den Ländern“, betonte Asmussen.

Seit Mai 2010 hat die Zentralbank Bonds von klammen Eurostaaten wie Italien und Spanien im Gesamtwert von 211,5 Milliarden Euro aufgekauft. Die EZB verteidigt ihre begrenzten Käufe mit der Stützung der Märkte, drückt aber mit der Intervention die Zinskosten von Euro-Problemländern wie Italien und Spanien. Das Vorgehen ist deshalb auch innerhalb der Zentralbank umstritten. Vor allem aus Deutschland wurden kritische Töne am Vorgehen der EZB laut. In Frankreich wird hingegen eine Ausweitung des Programms für den Fall einer Eskalation der Euro-Krise befürwortet. (dpa/Reuters/abendblatt.de)