Vor allem ausländische Investoren verkauften ihre Aktien. Der Dax fiel auf den tiefsten Stand seit November, der Euro sogar noch tiefer.

Frankfurt. Die Furcht vor den Folgen der hohen Staatsverschuldung von Griechenland und Portugal hat am Freitag auf den europäischen Aktienmärkte gelastet. Der Dax schloss 1,8 Prozent tiefer auf einem Drei-Monatstief von 5434 Punkten. Damit büßte der deutsche Leitindex auf Wochensicht 3,1 Prozent ein. Händlern zufolge beunruhigten die Probleme in einigen Ländern der Euro-Zone vor allem ausländische Investoren, die deswegen ihre Aktien verkauften. Der EuroStoxx für die Euro-Zone gab 2,8 Prozent auf 2631 Zähler nach. Unter Druck geriet insbesondere die Börse in Paris, wo der Leitindex CAC40 3,4 Prozent abrutschte.

Die Verunsicherung über die Staatsfinanzen einiger südeuropäischer Euro-Staaten hatte zum Wochenschluss neue Nahrung aus Portugal erhalten. Das von der Opposition dominierte Parlament in Lissabon hatte einem Gesetz zugestimmt, mit dem die Sparbemühungen der Regierung einen Rückschlag erleiden. In der Folge stiegen die Risikoaufschläge für Staatspapiere aus Portugal, Griechenland und Spanien drastisch. Der Euro fiel auf bis zu 1,3639 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Mai 2009. „Ähnlich wie kürzlich die Finanzmarktkrise könnte sich auch diese Krise zu einem Flächenbrand entwickeln – mit Auswirkungen auf andere Länder, auf Bankensysteme und letztendlich erneut auf die Konjunktur“, warnten die Devisenmarktanalysten der Commerzbank. „Doch im Gegensatz zur Bankenrettung letztes Mal gibt es jetzt unter Umständen keine Institution, die stark genug wäre, einzuspringen.“ An den Aktienmärkten in Lissabon und Athen gaben die Leitindizes 1,4 beziehungsweise 3,7 Prozent nach.

Für etwas Entspannung sorgten trotz widersprüchlicher Signale zeitweilig die US-Arbeitslosenzahlen für Januar. Die US-Börsen lagen bei Handelsschluss in Europa nur leicht im Minus. „Positiv wird gesehen, dass die Arbeitslosenquote in den USA im Januar wieder unter zehn Prozent gefallen ist“, sagte ein Händler. „Außerdem wurden entgegen den Erwartungen erstmals seit Januar 2007 wieder Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe geschaffen.“ Skeptisch werteten Analysten jedoch, dass außerhalb der Landwirtschaft im Vormonat entgegen den Erwartungen des Marktes insgesamt 20.000 Stellen verloren gegangen sind.

Die Verluste an den Aktienmärkten zogen sich durch alle Branchen, unter Druck standen vor allem Auto- und Industriewerte. Die Aktien der beiden Dax-Schwergewichte Siemens und Bayer rutschten um 2,2 beziehungsweise 3,2 Prozent ab, Volkswagen und Daimler um jeweils mehr als zwei Prozent.

Zu den wenigen Gewinnern im Dax zählten lange Zeit die Aktien der Deutschen Telekom. Sie legten bis zu zwei Prozent zu, gingen aber 0,3 Prozent tiefer aus dem Handel. Der Konzern lotet Kreisen zufolge Optionen für sein lahmendes US-Geschäft aus. Ein Börsengang des viertgrößten US-Mobilfunkanbieters sei eine der Möglichkeiten, aber derzeit nicht die wahrscheinlichste.

Gegen den Markttrend in Europa legten die Aktien des Lkw-Bauers Volvo in Stockholm 2,2 Prozent zu – trotz tiefroter Geschäftszahlen für 2009. Börsianer werteten es jedoch positiv, dass der Konzern für 2010 Anzeichen einer Erholung sieht. Die Aktien des Konkurrenten MAN schlugen sich mit einem Minus von 0,8 Prozent besser als der Dax.

An den US-Börsen sorgten die Aktien von Airgas mit einem Kurssprung von fast 40 Prozent für Aufsehen. Rivale Air Products will Airgas feindlich übernehmen, dessen Papiere büßten knapp acht Prozent ein.