Das vergangene Jahrzehnt bescherte Anlegern, die in deutsche Aktien investierten vor allem großen Frust. Die Zehn-Jahres-Bilanz ist gegen jede Theorie schlechter als das Ergebnis von sicheren Staatsanleihen. Selbst Gold hat besser abgeschnitten. Doch für Anleger gibt es auch Hofffnung.

Verfluchte Aktien! Zehn Jahre nach dem Höhepunkt der New-Economy-Blase haben viele Anleger immer noch nicht das Kapital wiedergesehen, das sie damals an die Börse trugen. Selbst jenseits des Quacksalber-Index Nemax haben ihnen Anteilscheine bisher nur Verluste beschert. Und das liegt nicht nur am Papier der Deutschen Telekom, das aktuell 87 Prozent niedriger steht als damals.

Obwohl der Deutsche Aktienindex Dax seit März 2009 eine beispiellose Rallye von mehr als 55 Prozent hingelegt hat, sitzen Investoren, die Anfang 2000 einstiegen, weiter auf einem Minus von 18 Prozent. Rechnerisch hat die Entscheidung für Dividendenpapiere ihr Vermögen um zwei Prozent jährlich dezimiert – Steuern und Inflation außen vor. Gleiches gilt für Investoren, die ihr Glück an der Pariser, Londoner oder Amsterdamer Börse versucht haben.

„Das vergangene Jahrzehnt war für Aktienanleger, die auf die entwickelten Märkte Europas gesetzt haben, eine verlorene Dekade“, stellt Luke Stellini von der Investmentgesellschaften Invesco unumwunden fest Millenniums-Aktionäre, die an die damaligen Heilsversprechen von der New Economy glaubten, müssen sich nicht nur deshalb verhöhnt vorkommen, weil sie Verluste machten. Im gleichen Zeitraum hätten sie mit ihrem Geld, anders angelegt, sogar ein gutes Geschäft machen können.

Der Investment-Star der Dekade, das Edelmetall Gold, verteuerte sich um mehr als das Anderthalbfache: Jahr für Jahr 10,3 Prozent. Dröge deutsche Staatsanleihen brachten einen Gesamtertrag von 71 Prozent oder 5,5 Prozent pro Jahr. Selbst auf dem Sparbuch hätte sich Geld um insgesamt rund zehn Prozent vermehrt.

Auch langfristig schneiden Aktien keineswegs so gut ab, wie es die ökonomische Theorie fordert. Demnach muss sich nicht nur Leistung lohnen, sondern auch Risiko. Aktien, die eine Form von unternehmerischem Engagement mit all seinen Unwägbarkeiten sind, sollten merklich mehr abwerfen als sichere Staatstitel.

Aber auch auf Sicht von 20 Jahren Fehlanzeige: Zwar können Dax-Papiere seit Anfang 1990 eine passable Wertentwicklung von 5,8 per anno vorweisen. Jedoch liegt das noch unter dem Jahresertrag öffentlicher Anleihen, nämlich 6,6 Prozent. Erst auf Sicht von 30 Jahren können Aktien Festverzinsliche übertrumpfen. Wer seit 1980 Monat für Monat 100 Euro in einen Sparplan steckte, erzielte mit Aktienfonds 7,1 Prozent Rendite, mit Rentenfonds 5,5 Prozent.

Wie erklären sich Experten den Fluch der Aktie? Ökonomen nennen Verzerrungen durch die Niedrigzinspolitik der Notenbanken als einen Grund: diese ließen die Aktienmärkte zuerst durchdrehen und dann abstürzen. Gleichzeitig half die niedrige Inflation Anleihen.

Zumindest einen Trost haben Analysten für Aktionäre parat: Auf ein Jahrzehnt mit „negativer Rendite“ folgte in der Vergangenheit in der Regel eines, das mit Pluszeichen endete. In der Regel.

Quelle: Welt Online