Hersteller leiden unter der Wirtschaftskrise und starker Konkurrenz aus China. Messe in Hamburg.
Hamburg. Der internationalen Solarindustrie steht in den kommenden Jahren eine starke Konzentration bevor. Die Zahl der Hersteller von Solarzellen und -modulen werde bis 2015 um 40 Prozent sinken, analysiert die Unternehmensberatung Goetzpartners in einer Studie vor der weltgrößten Solartechnik-Messe. Die Veranstaltung, die zugleich auch Kongress ist, läuft vom kommenden Montag bis zum Freitag im CCH und in den Messehallen in Hamburg. Erwartet werden nach Information des Veranstalters Metacom 943 Aussteller aus aller Welt, zudem rund 4000 Konferenzteilnehmer und 40 000 Fachbesucher. Der Eintritt ist frei.
Die Solarbranche ist in Deutschland in den vergangenen Jahren massiv gewachsen und verdrängte die Konkurrenz in Japan im weltweiten Vergleich vom Spitzenplatz. Mehr als 200 Unternehmen fertigen in Deutschland Solarsysteme. Inklusive der Zulieferer beschäftigt die Branche derzeit rund 80 000 Mitarbeiter, schätzt der Bundesverband Solarwirtschaft. Die Branche hofft darauf, dass diese Zahl vor dem Hintergrund eines wachsenden Weltmarktes bis zum Jahr 2020 auf 150 000 steigt. Der Jahresumsatz betrug 2008 rund 6,5 Milliarden Euro, den größten Teil davon erzielten die Unternehmen im Export. Allerdings liegt Deutschland auch gemessen an der Kapazität der hier zu Lande installierten Solaranlagen deutlich vorn, auf Platz zwei hinter Spanien und weit vor den USA.
Die Fotovoltaik, die Umwandlung von Sonnenlicht in Strom, ist nach wie vor die teuerste der gängigen Technologien zur Stromerzeugung. Allerdings sinken die Preise immer schneller, seit 2006 zum Beispiel um mehr als ein Drittel auf 3300 Euro je installiertes Kilowatt Leistung. Grund dafür ist der technologische Fortschritt, aber auch der stark wachsende Konkurrenzdruck durch chinesische Unternehmen in der Solarwirtschaft.
In der noch jungen Branche wird das für immer mehr Unternehmen zum Existenzproblem: "Langfristige Gewinner kaufen in dieser Phase zu und bauen ihre strategischen und finanziellen Stärken weiter aus", sagt Günther Schermer von Goetzpartners, der für die Solarstudie verantwortlich ist. "Schwach aufgestellte Unternehmen haben keine Überlebenschance."
Tendenziell fallende Preise führen zu höherer Nachfrage. Eine zunehmend automatisierte Massenfertigung wiederum drückt die Preise weiter. Nach Schätzungen aus der Branche könnte die Fotovoltaik schon in wenigen Jahren die sogenannte "Netzparität" erreichen. Dann wären die Preise von Strom aus dem Netz und aus Solaranlagen gleich hoch. Die Eigentümer von Fotovoltaik-Systemen können dann wählen, ob sie ihren Strom einspeisen oder selbst verbrauchen. Bislang wird Strom noch mit mehr als 40 Cent je Kilowattstunde vergütet. Das Geld stammt aus einer gesetzlich festgelegten, allgemeinen Umlage auf den Strompreis.
Speziell seit der Einführung dieser sogenannten "Einspeisevergütung" durch die rot-grüne Bundesregierung zu Beginn des Jahrzehnts boomte die Branche in Deutschland. Die Weltwirtschaftskrise hat diesen Höhenflug neben anderen Faktoren gebremst. Zahlreiche Unternehmen kämpfen jetzt bereits mit Problemen, die schlimmer werden könnten, je länger die Krise anhält. Betroffen sind durch die schlechtere Kreditvergabe der Banken zum Beispiel Freiland-Solaranlagen, deren Finanzierung schwieriger wird. Verluste schreibt derzeit etwa der weltweit größte Hersteller von Solarzellen, das zuvor lange profitable Unternehmen Q-Cells in Bitterfeld. Mit roten Zahlen arbeitet seit dem Jahr 2007 auch das Hamburger Solarunternehmen Conergy, das Module selbst fertigt, vor allem aber Systemhändler ist. Hier wird die Krise durch interne Probleme verstärkt. Eines der Unternehmen, die bislang relativ gut mit der Wirtschaftskrise fertig werden, ist der Bonner Solarkonzern Solarworld, der nach wie vor Gewinn schreibt und weiter expandiert.
Die Berater von Goetzpartners raten den Herstellern, sich rechtzeitig auf die weitere Konzentration vorzubereiten: "Für alle Unternehmen gilt: Sorgfältig prüfen, welchen Mehrwert Allianzen oder Akquisitionen bieten", sagt Sebastian Olbert, Manager der Energieabteilung. "Je eher und besser ein Unternehmen vorbereitet ist, desto größer die Chance auf eine nachhaltige und erfolgreiche Entwicklung."