Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie beklagt steigende Kriminalität. Allein im Emsland 30 Fälle. Versicherungen reagieren mit höheren Prämien.
Karlsruhe. Die Diebesbanden sind dreist, kommen sogar am hellen Tag und wenn sie nach getaner Arbeit verschwinden, ist der Schaden oft groß. „Im gesamten Bundesgebiet werden immer mehr Solarmodule gestohlen“, sagt Oskar Wolf von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie. Immer wieder haben die Landeskriminalämter von Niedersachsen bis Bayern mit den Solar-Dieben zu tun. Normale Hausbesitzer müssen meist aber nicht fürchten, dass ihnen aufs Dach gestiegen wird. Die Banden scheuen große Risiken und wählen in der Regel große und abgelegene Gebäude. Über höhere Versicherungsprämien hat der Klau aber auch Folgen für die meisten umweltbewussten Häuslebauer hierzulande.
Tatorte des Diebstahls sind oft abgelegene Energieparks oder einsame Stallungen, wo mit einem Schlag große Beute gemacht werden kann. Im Emsland etwa, wo die Banden seit 2005 schon 30 Mal zugeschlagen haben. Dort liegen entlang der Autobahn A31 zahlreiche Hähnchenmastbetriebe, deren Dächer Energieversorger zur Stromerzeugung per Solarmodul gepachtet haben. Die Diebe spähen die Anlagen laut Polizei genau aus, lockern Befestigungen schon Tage vorher und montieren dann in Windesweile meist 35 bis 40 Module auf einmal ab. So viele passen in einen Kleintransporter, der dann den Beamten zufolge vermutlich über die Autobahn in Richtung Osteuropa entschwindet.
„Rund 750 Solarpaneelen wurden bislang im Emsland geklaut und einige der Energieanlagen schon zum vierten Mal geplündert“, sagt Hauptkommissar Achim van Remmerden von der Polizei-Inspektion Emsland. Für die Banden ist das ein lukratives Geschäft. Sie erzielen laut Wolf bis zu 250 Euro je Modul und streichen damit bei jedem Coup bis zu 10.000 Euro ein. Nur einen Raubzug konnten die Beamten bislang aufklären und ein Diebes-Trio festsetzen. Den deutschen Tätern aus dem Ruhrpott waren sie auf die Spur gekommen, weil sie einen Teil der insgesamt rund 250 geklauten Solarmodule im Internet angeboten hatten.
Am anderen Ende der Republik, in Bayern, zeigt sich ein ähnliches Bild. Dort richteten die Diebesbanden im Jahr 2007 in 16 Fällen einen Schaden von 660.000 Euro an. 2008 stieg diese Summe auf 900.000 Euro und in diesem Jahr zählte das Landeskriminalamt (LKA) bis August 16 Fälle mit einem Schaden von bislang 322.000 Euro. „Auch hier wurden dieselben Solarparks schon mehrfach überfallen“, sagt eine LKA-Sprecherin und vermutet aufgrund verschiedener Indizien, dass die Beute nach Südosteuropa abtransportiert wurde.
Der Trend zum Module-Klau betrifft indirekt auch all jene Eigenheimbesitzer, die sich eine Solarstrom-Anlage aufs Dach stellen wollen. Die Versicherungen haben auf die sich häufenden Schadensmeldungen mit höheren Prämien reagiert. Experten raten künftigen Sonnenstrom-Erzeugern überdies, nur Module in Originalverpackung zu kaufen oder sich beim Diebstahlregister des Solarenergie-Fördervereins Deutschland (SFV) über die Herkunft der Module zu versichern. Hehlerware würde ihnen ansonsten die Polizei vom Dach holen, wie die Diebe: am hellen Tag.