Die britische Bank Barclays kauft Teile der zusammengebrochenen US-Investmentbank Lehman Brothers in Nordamerika. Die Gesamtsumme beträgt etwa 1,75...

Die britische Bank Barclays kauft Teile der zusammengebrochenen US-Investmentbank Lehman Brothers in Nordamerika. Die Gesamtsumme beträgt etwa 1,75 Milliarden Dollar. Übernommen werden sollen die Investmentbanking- und Kapitalmarkt-Sparten, der New Yorker Hauptsitz von Lehman und zwei Datenzentren. Betroffen wären damit etwa 10 000 Mitarbeiter. Die Sparte für das Investment-Managing ist nicht Teil des Geschäfts. Das Abkommen bedarf der Genehmigung eines Konkursgerichts und kann abgesagt werden, wenn es nicht bis zum 24. September vollzogen wird.

Die US-Investmentbank Morgan Stanley hat einen Tag früher als geplant ihre Quartalszahlen vorgelegt und dabei besser als erwartete Ergebnisse präsentiert. Zwar sei im dritten Quartal der Gewinn aus dem laufenden Geschäft um drei Prozent auf 1,43 Milliarden Dollar gesunken, teilte die Nummer zwei der Branche in den USA mit. Pro Aktie lag der Gewinn mit 1,32 Dollar aber deutlich über den 0,78 Dollar, die Analysten im Schnitt erwartet hatten. Die Einnahmen stiegen um ein Prozent auf acht Milliarden Dollar und lagen damit ebenfalls deutlich über den prognostizierten 6,28 Milliarden.

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die WestLB sehen sich durch die Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers nicht bedroht. "Mögliche Verluste wären in jedem Fall beherrschbar", sagte LBBW-Sprecher Christian Potthoff. Als international tätige Bank stehe die größte deutsche Landesbank auch mit Lehman in Geschäftsbeziehungen. Über das Ausmaß eventueller Verluste aus diesem Engagement lasse sich heute wegen der Komplexität der Märkte insbesondere im Derivatebereich aber keine exakte Aussage treffen. Die WestLB betonte, sie habe keine unbesicherten Engagements in Anleihen und strukturierten Papieren, die von Lehman Brothers ausgegeben worden seien.

Die wichtigsten russischen Börsen, RTS und MICEX, haben den Aktienhandel am Mittwoch nach starken Kursverlusten gestoppt. Die Anordnung dazu sei von der Finanzbehörde gekommen, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax. Der Leitindex RTS war bis zum Handelsstopp um 6,4 Prozent auf 1059 Punkte gesunken, nachdem er am Vortag bereits um 11,5 Prozent eingebrochen war. Vor allem die Kurse von russischen Bankaktien brachen ein.

Der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers wird bei Europas Banken nach Ansicht von EZB-Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi wohl nur zu überschaubaren Verlusten führen. "Sicherlich trifft es die europäischen Banken", sagte Bini Smaghi gestern dem italienischen Fernsehen. "Allerdings gehe ich davon aus, dass die Verluste im Großen und Ganzen begrenzt sein werden." Es werde noch einige Zeit dauern, bis klar sei, wie sich die Folgen des Zusammenbruchs konkret auf die europäischen Banken auswirke.

Der Verkauf der Düsseldorfer Hypothekenbank (DüsselHyp) wird nach Ansicht von deren Vorstandschef durch die Lehman-Pleite nicht beeinträchtigt. "Unsere Situation verändert sich durch die Belastungen, die wir durch Lehman haben, nicht wirklich", sagte DüsselHyp-Chef Dirk Hoffmann. Wegen der Pleite der US-Investmentbank rutscht die DüsselHyp in diesem Jahr voraussichtlich in die roten Zahlen.

Das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle hält eine dramatische Verschärfung der Finanzmarktkrise in den USA für möglich. "Das besondere Risiko liegt darin, dass es in den nächsten Tagen und Wochen zu Ansteckungseffekten innerhalb des Finanzsystems vor allem in den USA kommt, dass ein Institut nach dem anderen vor der Insolvenz steht", sagte der Weltwirtschaftsexperte des Instituts, Axel Lindner, der "HAZ".