Der Umschlag geht derzeit zwar stark zurück - aber mittelfristig werden dort wieder Arbeitsplätze geschaffen.

Hamburg. Abendblatt:

Kurzarbeit beim Gesamthafenbetrieb und vom Sommer an womöglich auch bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Was kommt noch auf den Hafen zu?

Axel Gedaschko:

Es gibt derzeit drastische Rückgänge zwischen 20 und 30 Prozent. Das hinterlässt Spuren. Nun ist aber das erste Quartal im Hafen stets das schwächste. Deshalb besteht Hoffnung, dass das Umschlagvolumen nicht noch weiter sinkt. Immerhin gibt es erste internationale Prognosen, nach denen der Containerumschlag 2010 und 2011 wieder um jeweils sechs Prozent steigen wird.



Abendblatt:

Wird der Hafen, an dem in der Metropolregion 156 000 Stellen hängen, das Image als Jobmotor verlieren?

Gedaschko:

Nein. Er wird genau diese Rolle mittelfristig wieder einnehmen. Der Abbau von Arbeitsplätzen folgt zumeist mit einer Verzögerung von sechs Monaten auf die realwirtschaftliche Entwicklung. Deshalb wird sich auch im Hafen die Beschäftigung verringern. Der Hafen hängt von der Weltwirtschaft ab. Wir gehen davon aus, dass sich diese schneller erholt als die Konjunktur in Europa. Deshalb wird der Hafen als einer der ersten von einer positiven Entwicklung profitieren.



Abendblatt:

Wo liegen die größten Probleme?

Gedaschko:

Der Seetransport funktioniert nur, wenn die Abnahme der Waren von Transportversicherern garantiert wird. An diesen sogenannten Akkreditiven hängt viel. Ohne Vertrauen zwischen den Banken und Versicherern kann der Transport nicht abgewickelt werden. Wir haben dieses Thema frühzeitig mit Nachdruck der Bundesregierung nahegelegt. Die Bundeskanzlerin hat nun das Problem der Akkreditivversorgung als einen zentralen Punkt für das G20-Treffen aufgenommen. Das ist ein wichtiger Schritt.



Abendblatt:

Welche Ausbaustrategie für den Hafen ist aus Ihrer Sicht jetzt richtig?

Gedaschko:

Wir wollen den Hafen konkurrenzfähiger machen - für die Zeit der Krise und für die Zeit danach. Zunächst werden wir für die nächste Zeit genügend Kapazitäten haben. Die Produktivität der einzelnen Terminals ist ja zuletzt deutlich gestiegen.



Abendblatt:

Ist der für 2015 vorhergesagte Umschlag von 18 Millionen Standardcontainern (TEU) noch zu erreichen?

Gedaschko:

Wir müssen abwarten, wie sich der Hafen in diesem Jahr und 2010 entwickelt. Dann können wir sagen, ob wir die 18 Millionen TEU erreichen.



Abendblatt:

Konkret?

Gedaschko:

2008 lag das Ergebnis in Hamburg bei knapp zehn Millionen TEU. Wenn der Umschlag jetzt um einen zweistelligen Prozentsatz sinkt und dann wieder um sechs Prozent pro Jahr steigt, wird es einige Zeit dauern, bis 18 Millionen TEU erreicht werden.



Abendblatt:

Was wird aus dem Terminal im mittleren Freihafen?

Gedaschko:

Das werden wir europaweit ausschreiben. Aber nicht zu einem Zeitpunkt, zu dem die neuen Kapazitäten die anderen Hafenbetriebe in Bedrängnis bringen würden. Wir bereiten die Planung schubladenreif vor. Das Projekt könnte dann innerhalb der nächsten fünf Jahre in Angriff genommen werden.



Abendblatt:

Wie viel wird die Stadt in diesem und im nächsten Jahr in den Hafen investieren?

Gedaschko:

Die Summe wird für den Zeitraum von 2009 bis 2012 auf jährlich 250 Millionen Euro verdoppelt. Das gehört zu unserem Konjunkturprogramm.



Abendblatt:

Wie profitiert der Hafen von den bundesweiten Konjunkturprogrammen?

Gedaschko:

Allein 17 Millionen Euro zusätzlich fließen in die Hafenbahn. Ihre Grundsanierung wird so Ende des Jahres abgeschlossen sein. Auch das Verkehrsleitsystem für Lkw, das jetzt eingeführt wird, wird aus Berlin bezuschusst. Dieses System soll das Abfahren der Container reibungsloser machen. Wir werden vorschlagen, es auch für Bremerhaven und für Wilhelmshaven einzuführen.



Abendblatt:

Nicht nur im Hafen auch in anderen Branchen steigt die Arbeitslosigkeit. Was bereitet Ihnen die meisten Sorgen?

Gedaschko:

Mich empört es, wenn unsere Suche nach Partnern und Finanzierungen zum Teil gar nicht gewünscht ist. Dies ist immer der Fall, wenn Unternehmen die Krise als Grund für Entlassungen vorgeben, obwohl es ihnen nur um eine Kostensenkung geht. Gerade multinationale Konzerne verlagern immer mehr Dienstleistungen in Niedriglohnländer. Dennoch gehen sie davon aus, dass die Menschen ihre Produkte weiter kaufen.