Bremerhaven stärker betroffen als Hamburg. 1400 Arbeiter an der Weser sollen gehen. Umschlagbetriebe wollen fest angestellte Belegschaften behalten.

Hamburg. Die weltweite Wirtschaftskrise hat jetzt auch massive Auswirkungen auf die deutschen Seehäfen. In Hamburg befinden sich derzeit 700 von 1100 Mitarbeitern der Gesamthafenbetriebsgesellschaft (GHB) in Kurzarbeit. Wegen des schleppenden Containergeschäfts habe die Nachfrage nach zusätzlichem Personal um rund 40 Prozent abgenommen, sagte der Geschäftsführer des Unternehmens, Jürgen Hildebrand, dem Abendblatt. Zudem stehen die Verträge von 200 Zeitarbeitern auf dem Prüfstand. "Wenn ihre Verträge auslaufen, müssen wir überlegen, ob wir diese noch verlängern", so Hildebrand. Die Gesamthafenbetriebsgesellschaft versorgt große Terminalbetreiber wie die HHLA oder Eurogate in Spitzenzeiten mit zusätzlichen Arbeitskräften.

Noch deutlich düsterer sieht die Lage in den bremischen Häfen aus. Den Arbeitern des dortigen Gesamthafenbetriebsvereins steht eine massive Entlassungswelle bevor. In Bremen und Bremerhaven sollen bis Jahresende bis zu 1400 von 2500 Arbeitern ihren Job verlieren. "Wir haben uns entschieden, alle Zeitverträge bis zum Ende des Jahres auslaufen zu lassen", sagte Geschäftsführer Hubertus Ritzke. Außerdem müssten auch bis zu 500 Festangestellte ausscheiden.

Bremerhaven ist besonders vom Einbruch beim Autoimport und -export betroffen. "Der Umschlag im Januar und Februar hat sich gegenüber dem Vorjahr halbiert", sagt Bernd Kupke, Geschäftsführer der BLG Automobile, dem Abendblatt. Statt 180 000 Autos im Februar 2008, waren es jetzt gerade noch 82 000. "Zudem rechnet niemand damit, dass sich die Lage bis Ende April entscheidend bessern wird", so Kupke.

Die rund 5000 Arbeitsplätze der Festangestellten bei der Bremer BLG Logistics Group, die den Containerumschlag als Gemeinschaftsunternehmen Eurogate betreibt, sind zwar sicher, wie ein Sprecher sagte. Doch Mitarbeiter des GHB wurden zuletzt immer seltener bestellt. Denn auch im Containerumschlag gibt es in diesem Jahr in Bremerhaven einen Rückgang um 25 Prozent.

Zusätzlich wird für das Terminal daher mit dem Betriebsrat über Kurzarbeit gesprochen. "Es gibt aber noch keine Daten oder ein Konzept dafür", sagte Eurogate-Specherin Corinna Romke dem Abendblatt. Anfang April wird das Thema bei einer Betriebsversammlung behandelt werden. Am Hamburger Terminal ist Kurzarbeit derzeit nicht absehbar. Seit 1. Februar werden aber auch dort 200 von 300 Beschäftigten des GHB nicht mehr eingesetzt.

"Auf das gesamte Jahr gerechnet können Bremerhaven und Hamburg froh sein, wenn sie im Containerverkehr mit einem Nullwachstum davonkommen", prophezeit Professor Manfred Zachcial vom Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik. Dabei stehe Hamburg vermutlich besser da, weil man an der Elbe nicht so stark vom schwierigen USA-Geschäft abhängig sei. Eine Verbesserung der Lage sei erst Anfang 2010 zu erwarten.

"Im Vergleich zu unseren Bremer Kollegen sind wir bislang nicht ganz so hart getroffen", sagte der Chef der Hamburger Gesamthafenbetriebsgesellschaft. "Einerseits ist Hamburg als Universalhafen breiter aufgestellt, andererseits arbeiten in unserem Unternehmen mehr hoch qualifizierte Fachkräfte, auf die unsere Kunden nicht verzichten wollen", so Hildebrand.

Aus diesem Grund geht Hildebrand auch davon aus, die Krise ohne betriebsbedingte Kündigungen in der Stammbelegschaft überstehen zu können. Doch auch schon die finanziellen Auswirkungen der Kurzarbeit sind für die Betroffenen erheblich. "Ein Containerbrückenfahrer, der in Spitzenzeiten mit Zuschlägen 60 000 bis 70 000 Euro verdiente, muss jetzt Einbußen von bis zu 20 000 Euro hinnehmen", so Hildebrand.

Keine Auswirkungen hat die Krise bislang auf die 4900 Mitarbeiter starke Belegschaft des größten Hamburger Terminalbetreibers, der HHLA. "Wir planen derzeit weder Kurzarbeit noch Stellenabbau", sagte Sprecherin Ina von Spies.