Daimler-Chef Dieter Zetsche hat gestern bei einer Stippvisite in Hamburg die Wasserstoff-B-Klasse vorgestellt. Im Abendblatt-Interview spricht er über den neuen arabischen Großaktionär, die Fahrzeugtechnik der Zukunft - und warum die Abwrackprämie nicht verlängert werden sollte.

Hamburger Abendblatt:

Haben Sie für Ihren neuen Großaktionär schon ein paar Worte Arabisch gelernt?

Dieter Zetsche:

Njet.



Abendblatt:

Was versprechen Sie sich gerade vom Einstieg eines arabischen Finanzinvestors?

Zetsche:

Wir haben mit Aabar Investments Abu Dhabi einen starken Partner für strategische Projekte gefunden. Zudem gewinnen wir eine größere Stabilität durch bessere Eigenkapitalausstattung.



Abendblatt:

Wäre es denkbar, in Abu Dhabi Mercedes-Modelle zu montieren, wie es Abu Dhabi bereits für VW-Geländewagen vorgeschlagen hat?

Zetsche:

Dazu müsste man günstige Arbeitskräfte und einen entsprechend großen Markt haben, und das hat selbst schon Khadem Al Qubaisi verneint. Auch ich halte dies nicht für sinnvoll.



Abendblatt:

Daimler investiert kräftig in Brennstoffzellentechnologie - ist dies für Sie die Fahrzeugtechnik der Zukunft?

Zetsche:

Wir glauben, dass die Elektroantriebe noch eine lange Zeit parallel zu den herkömmlichen Verbrennungsmotoren angeboten werden. Problematisch ist die Speicherung der Energie. Außerdem müsste man die Infrastruktur für die Versorgung mit Wasserstoff gewährleisten.



Abendblatt:

Wie stehen Sie einer engeren Zusammenarbeit mit BMW gegenüber? Gibt es weitere Schritte zu einer Kooperation?

Zetsche:

Wir sind für eine stärkere Zusammenarbeit grundsätzlich offen. Und bei der Entwicklung von Hybridmotoren kooperieren wir ja bereits.



Abendblatt:

Planen Sie ein kleineres Stadtauto mit einem Kooperationspartner, etwa Peugeot?

Zetsche:

Mit dem Smart haben wir bereits ein besonderes Auto - allein wegen des Hinterradantriebs. Beim Nachfolger für die A- und B-Klasse haben wir Kooperationen geprüft, aber keine Vorteile für uns erkennen können.



Abendblatt:

Welche Bedeutung hat das Werk Harburg für Daimler?

Zetsche:

Ich habe das Werk bereits in früheren Zeiten besucht, als es hier noch keine klare Spezialisierung gab. Jetzt ist Harburg technologisch auf dem neuesten Stand, und das zu geringen Kosten. Das bietet dem Werk die Chance, sich für den Konzern unentbehrlich zu machen.



Abendblatt:

Daimler hat allein im Februar europaweit 30 Prozent weniger Autos verkauft. Wie wollen Sie gegensteuern?

Zetsche:

Ich kann die Märkte nicht beeinflussen. Aber wir haben den Vorteil einer starken Marke und guter Produkte. Für unsere neue E-Klasse haben wir schon sehr viele Bestellungen. Das stimmt mich sehr zuversichtlich.



Abendblatt:

Soll die Abwrackprämie verlängert werden?

Zetsche:

Nach der Abschaffung der Abwrackprämie folgt ein Absatzeinbruch, das hat man in anderen Ländern gesehen. Deshalb halte ich es nicht für sinnvoll, diese Prämie zu verlängern.



Abendblatt:

Bei Daimler befinden sich Zehntausende Mitarbeiter in Kurzarbeit, in Harburg sind 2100 von 2600 Menschen betroffen. Wann wird diese beendet?

Zetsche:

Das kann heute niemand mit gutem Gewissen sagen.



Abendblatt:

Ihr angeschlagener Konkurrent Opel ruft nach dem Staat als Retter. Wie beurteilen Sie einen Einstieg des Staates?

Zetsche:

Es ist sehr schwierig, sich das Gebilde Opel unabhängig von General Motors vorzustellen. Es ist ein voll integrierter Bestandteil. Deshalb kann man Hilfen für Opel nicht diskutieren, ohne Klarheit über die Zukunft der US-Mutter zu haben, und die ist völlig ungewiss. Es kann nicht Aufgabe des Staates sein, Firmen eine Hilfestellung zu geben, wenn keine strukturell klare Perspektive vorhanden ist.



Abendblatt:

Daimler war bereits als Käufer für das Opel-Werk in Eisenach gehandelt worden. Können Sie sich als Daimler eine Kooperation mit Opel oder gar einen Einstieg vorstellen?

Zetsche:

Wir müssen zunächst die Zukunft unseres eigenen Unternehmens bestmöglich absichern. Ein Schritt war ja jetzt das Engagement des Investors aus Abu Dhabi.