Daimler-Aktionäre werden schon draußen vor der Hauptversammlung zur Kasse gebeten: Demonstranten fragen mit weißen Plastikbechern in der Hand nach Spenden, die Gesichter von Masken mit dem Konterfei des Daimler-Chefs bedeckt. Drinnen will eine Gruppe von Kleinaktionären Zetsches Grundgehalt minimieren und den Ausstieg aus der Formel 1 fordern.

Berlin. Verkleidet mit Masken, die das Gesicht von Daimler- Chef Dieter Zetsche darstellten, haben Beschäftigte des Autobauers am Mittwoch in Berlin gegen die geforderten Lohneinbußen demonstriert.

Mit weißen Plastikbechern in der Hand baten sie die Aktionäre vor der Hauptversammlung des Stuttgarter Autobauers um Spenden. "Gegen Lohnverzicht. Wir zahlen Eure Krise nicht!", stand auf einem Plakat. In einem Flugblatt fordern die Demonstranten: "Die Reichen und die Krisenprofiteure sollen ihre Krise selbst bezahlen."

Zetsche will in diesem Jahr in Deutschland rund zwei Milliarden Euro Personalkosten sparen und fordert von den 141.000 Mitarbeitern der Daimler AG tiefe Einschnitte. So soll die Wochenarbeitszeit für 73.000 Mitarbeiter in Verwaltung, Einkauf sowie Forschung und Entwicklung um bis zu fünf Wochenstunden gekürzt werden; bei Zuschlägen zum Kurzarbeitergeld sparen, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie der zweiten Stufe der Tariferhöhung soll gespart werden.

Sparkurs im Krisenjahr

Dazu nimmt Daimler-Chef Dieter Zetsche auf der Hauptversammlung in Berlin Stellung. "Wir wollen auch in Zeiten schwacher Märkte ein starkes Unternehmen bleiben", sagte Zetsche laut vorab verbreitetem Redetext. Dazu müsse in allen Geschäftsfeldern gespart werden.

Die Autobranche wird laut Zetsche frühestens in der zweiten Jahreshälfte die Talsohle durchschreiten. Insgesamt rechnet der Konzern beim Ergebnis für das Gesamtjahr mit "weiteren erheblichen Belastungen". Der Umsatz werde voraussichtlich in allen automobilen Geschäftsfeldern rückläufig sein.

"Aus Formel 1 aussteigen!"

Nach dem Willen einer Gruppe von Kleinaktionären soll Zetsche in diesem Jahr nur noch eine halbe Million Euro Grundgehalt bekommen. Es dürfe nicht immer nur bei einfachen Mitarbeitern gespart werden, sagte der Sprecher der Kritischen Daimler-Aktionäre (KAD), Paul Russmann, am Montag. "Daimler hat in den fetten Jahren viel Geld versenkt, das jetzt fehlt, um durch die Krise zu kommen."

Die Kritischen Aktionäre wollen auf der Hauptversammlung einen entsprechenden Gegenantrag stellen. Zetsche hat im vergangenen Jahr laut Geschäftsbericht ein Grundgehalt von 1,5 Millionen erhalten; einschließlich variabler Vergütungen kam er auf 4,8 Millionen Euro. Nach den Vorstellungen der KAD soll Zetsches Gehalt nun auf 500.000 Euro gedeckelt werden, das der übrigen Vorstandsmitglieder auf 300.000 Euro.

Die Kritischen Aktionäre fordern zudem, die für 2008 vorgeschlagene Dividende von insgesamt 556 Millionen Euro nicht auszuzahlen. Daimler solle außerdem aus der Formel 1 aussteigen. Mit beiden Maßnahmen zusammen ließe sich Russmann zufolge rund eine Milliarde Euro einsparen - die Hälfte von dem, was Daimler in diesem Jahr in Deutschland am Personal sparen will. Auch die Halbierung des Flottenverbrauchs bis 2020 wollen die Vertreter der KAD auf der Hauptversammlung fordern.

Die KAD-Vertreter gehören dem Dachverband der Kritischen Aktionäre an, die regelmäßig auf den Hauptversammlungen großer Konzerne auftreten. Sie machen sich nach eigenen Angaben für soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz stark.