Die Präsentation des rund 1460 Euro teuren Fahrzeugs, das eine neue Ära am unteren Ende des Automarkts einleiten soll, kann jedoch gravierenden Probleme nicht überdecken. Das Miniauto startet mit Verspätung und die Kapazität ist geringer als geplant. Bilder vom neuen Tata Nano.

Bombay. Der indische Autobauer Tata Motors hat mit dem Kleinwagen Nano das billigste Auto der Welt vorgestellt. Die feierliche Präsentation des rund 1460 Euro teuren Fahrzeugs, das eine neue Ära am unteren Ende des weltweiten Automarkts einleiten soll, kann jedoch viele gravierenden Probleme nicht überdecken. Das Miniauto startet mit erheblicher Verspätung und die Produktionskapazität ist deutlich geringer als geplant. Analysten glauben deshalb nicht, dass der mit den Teilen zahlreicher deutscher Zulieferer gebaute Billigwagen dem Autobauer aus der Krise helfen kann.

Firmenchef Ratan Tata erklärte am Montag, der anvisierte Preis von 100 000 Rupien (1460 Euro) sei für die ersten 100 000 Nanos garantiert. Sie sollen Kunden in Indien per Verlosung zugeteilt und ab Juli ausgeliefert werden. In rund drei Jahren will Tata mit einem Nachfolgermodell des Nano auch in die Automärkte in den USA und Europa erobern. Analysten gehen davon aus, dass der Konzern den Preis schnell anheben wird und mit dem Nano frühestens in fünf Jahren die Gewinnschwelle erreicht.

"Der Nano wird ein neues Segment schaffen, das die Kluft zwischen Motorrädern und Einsteiger-Autos schließt", sagte Analyst Mohit Arora. "Es ist das erste Auto seiner Art." Experten gehen davon aus, dass der Nano mittelfristig Kleinwagen wie dem Beetle von Volkswagen, dem Mini von BMW oder dem Fiat 500 Konkurrenz machen könnte. In Indien arbeiten Renault und Nissan in einem Gemeinschaftsunternehmen mit Bajaj ebenfalls an einem rund 1850 Dollar teuren Fahrzeug, das 2011 auf den Markt kommen soll. Auch andere Hersteller wollen mit Billig-Autos vor allem auf den rasant wachsenden Märkten der Schwellenländer mitmischen.

Durch die Monate langen Verspätungen hat Tata jedoch viel Vorsprung gegenüber seinen Konkurrenten eingebüßt. Hauptgrund waren gewalttätige Proteste der Bevölkerung gegen ein geplantes Nano-Werk im indischen Singur, dessen Bau Tata letztlich aufgab. So wird der Konzern im ersten Jahr voraussichtlich nur rund 50 000 Fahrzeuge ausliefern und damit deutlich weniger als die ursprünglich angepeilten 250 000. Außerdem fürchten Analysten, dass viele Inder angesichts der Finanzkrise den erstmaligen Kauf eines Autos aufschieben werden.