“Toxische Wertpapiere“ von knapp 300 Milliarden Euro könnten die deutschen Instituten zu weiteren Abschreibungen zwingen. Das hat eine Umfrage von Bundesbank und Bankenaufsicht ergeben, wie das Nachrichtenmagazins “Der Spiegel“ berichtet. Großbritannien will seine Banken unterdessen gegen faule Kredite versichern.

Hamburg/London. Die Banken in Deutschland müssen nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" mit weiteren Verlusten in Milliardenhöhe rechnen. Die Institute hätten erst einen Bruchteil ihrer faulen Wertpapiere abgeschrieben, berichtete das Blatt.

Es beruft sich dabei auf eine Umfrage von Bundesbank und Bankenaufsicht (BaFin) unter 20 großen Kreditinstituten im Auftrag des Bundesfinanzministeriums. Dafür seien alle Großbanken und Landesbanken befragt worden.

Ein Ministeriumssprecher bestätigte die Umfrage, äußerte sich aber nicht zu konkreten Zahlen. Dem Bericht zufolge besitzen die Institute "toxische Wertpapiere" im Volumen von knapp unter 300 Milliarden Euro, von denen erst rund ein Viertel abgeschrieben worden sei. Der Rest stehe noch immer in den Büchern, schreibt "Der Spiegel" weiter.

Regierungsexperten rechnen dem Bericht zufolge mit einem erheblichen Wertberichtigungsbedarf, der zu weiteren hohen Verlusten bei den Banken führen dürfte. Laut dem Nachrichtenmagazin geht das Finanzministerium selbst davon aus, dass der gesamte deutsche Bankensektor Risikopapiere mit einer Summe von bis zu einer Billion Euro in den Büchern führt. Auch diese Zahl bestätigte der Sprecher nicht.

Finanzminister gegen Deponie für faule Kredite

Bankenvertreter fordern schon seit längerem die Einrichtung einer "Bad Bank", also einer Art staatlichen Mülldeponie für faule Kredite. Finanzminister Peer Steinbrück bekräftigte seine Ablehnung einer solchen Bank: Eine "Bad Bank" könne er sich "ökonomisch und vor allem politisch nicht vorstellen", sagte der SPD-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Gerade diejenigen, die jetzt eine "Bad Bank" forderten, hätten gleichzeitig kundgetan, dass sie den staatlichen Banken-Rettungsschirm nicht in Anspruch nehmen wollten. "Sie versuchen lieber, über eine globale Bad Bank ihre Bilanzen zu entlasten", wurde der Minister weiter zitiert.

Eine solche Bank müsste aber mindestens mit einem Kapital von 150 oder gar 200 Milliarden Euro unterlegt sein. "Wie soll ich mit einem solchen Vorschlag vor den Deutschen Bundestag treten?", fragte Steinbrück. "Das Publikum würde uns für verrückt erklären."

Britische Regierung will Banken versichern

Großbritannien will seine angeschlagenen Großbanken laut Medienberichten gegen Ausfälle bei faulen Krediten versichern und den Steuerzahler dafür bürgen lassen. Die staatliche Versicherung soll als Sicherheitsnetz für das Finanzsystem dienen und das blockierte Kreditgeschäft wieder ankurbeln, wie britische Medien am Sonntag berichteten.

Die Regierungspläne sehen demnach vor, dass die Banken ihre faulen Kredite und Ramschpapiere offenlegen und sie gegen eine Gebühr gegen Zahlungsausfälle und Verluste absichern.

Dies sei weniger kompliziert als die Schaffung einer staatlichen "Bad Bank", in der alle faulen Kredite gebündelt würden, berichteten die Medien unter Berufung auf Regierungskreise. Die Pläne sollen schon in den nächsten Tagen verkündet werden.

Das Volumen "toxischer Kredite" in den Büchern der Banken wird auf 200 Milliarden Pfund (220 Mrd Euro) geschätzt. Diese Lasten gelten als Grund dafür, dass die Banken nur noch zögerlich Kredite vergeben, wodurch Unternehmen das Geld ausgeht und ein weiterer Stellenabbau droht.

Die Pläne würden die Banken dazu zwingen, reinen Tisch zu machen und sämtliche noch geheimen Belastungen offenzulegen. Die Regierung hofft den Berichten zufolge, so wieder Vertrauen herstellen zu können, weil mit der Versicherung eine Grenze für die Verluste der Banken gezogen wird.

Unklarheiten gebe es noch über die Bewertung der faulen Kredite und die Auswirkungen des Plans auf die internationale Bankenwelt.